Thèses de doctorat soutenues

2022

  • Dr. Sara Egger: Die Beeinflussbarkeit von Jugendlichen mit einer geistigen Behinderung beim sozialen Urteilen – Experimentelle Studien zur Bedeutung sozialer und nicht-sozialer Einflüsse

    Autorin: Dr. Sara Egger

    Doktoratsbetreuer: Prof. Dr. Christoph Michael Müller

    Kinder und Jugendliche befinden sich im Alltag häufig in sozialen Urteilssituationen, in denen sie andere Personen anhand der äusseren Erscheinung einschätzen. Beispielsweise erhalten in sozialen Medien oder auf dem Schulhausplatz oftmals jene Gleichaltrigen viel Aufmerksamkeit, die in ihrem Äusseren als cool wahrgenommen werden (Rodkin et al., 2006; Belk et al., 2010). Äussere Eigenschaften von Personen (z. B. Kleidungsstil, Gesichtszüge) werden auch genutzt, um auf Charaktereigenschaften und Absichten der beurteilten Personen (z. B. Feindseligkeit einer Person) zu schliessen (vgl. Over & Cook, 2018). Jugendliche mit einer geistigen Behinderung (GB) weisen aufgrund ihrer eingeschränkten kognitiven und adaptiven Fähigkeiten besondere Voraussetzungen auf (WHO, 2019), die mit spezifischen sozialen Urteilstendenzen (z. B. polarisierende Urteile) und einer erhöhten Orientierung an äusseren Einflüssen (sowohl nicht-sozialer als auch sozialer Natur) beim sozialen Urteilen einhergehen könnten (vgl. Bybee & Zigler, 1998; Dekkers et al., 2017). Beispielsweise könnten sich diese Jugendlichen aufgrund von Schwierigkeiten, Reaktionen auf störende Umweltreize (z. B. blinkende Werbebanner auf Webseiten) zu unterdrücken, besonders stark von irrelevanten Informationen in sozialen Medien ablenken lassen (Danielsson et al., 2012; Bexkens, Ruzzano et al., 2014). Dadurch könnten ihnen Informationen entgehen, die für das Treffen von sozialen Urteilen wichtig sind (vgl. Lange, 2005). Zudem könnten sich diese Jugendlichen aufgrund von Unsicherheiten beim sozialen Urteilen stark an den geäusserten sozialen Urteilen von Gleichaltrigen orientieren (vgl. Bybee & Zigler, 1998). Obwohl die genannten Verhaltenstendenzen beim sozialen Urteilen zu erhöhten sozialen Risiken bei Jugendlichen mit einer GB führen können, wurde diese Thematik bisher kaum erforscht.

    Um soziale Urteilstendenzen und die Beeinflussbarkeit von Jugendlichen mit einer GB durch nicht-soziale Reize und durch sozialen Einfluss zu untersuchen, wurden im Rahmen der vorliegenden kumulativ angelegten Dissertation computerbasierte Aufgaben entwickelt. Diese Aufgaben wurden innerhalb von zwei Studien mit zwei unterschiedlichen Stichproben von Jugendlichen mit einer GB und mit Vergleichsgruppen von Jugendlichen ohne GB (dasselbe chronologische Alter; CA) und jüngeren Kindern mit vergleichbaren kognitiven Voraussetzungen (dasselbe mentale Alter; MA) durchgeführt. Die Vergleichsgruppen dienten dazu, Aussagen über die Rolle des CA und MA hinsichtlich der untersuchten Verhaltenstendenzen treffen zu können. Dabei wurde den Fragestellungen nachgegangen, inwiefern sich Jugendliche mit einer GB 1.) in ihren sozialen Urteilstendenzen und 2.) in ihrer Beeinflussbarkeit durch nicht-soziale Reize und durch Gleichaltrige von Jugendlichen ohne GB und Kindern desselben MA unterscheiden.

    Die Ergebnisse der vorgelegten Studien bestätigen die Annahme, dass Jugendliche mit einer GB zu stärker polarisierenden und stärker positiven sozialen Urteilen neigen als Jugendliche ohne GB und grösstenteils eine stärkere Beeinflussbarkeit durch nicht-soziale Reize und durch Gleichaltrige zeigen als Jugendliche ohne GB (vgl. Originalbeiträge 1–3). Zudem orientierten sich Jugendliche mit einer GB im Vergleich zu Jugendlichen ohne GB stärker an einer als zugehörig charakterisierten Subgruppe von Gleichaltrigen (Eigengruppe) in Abgrenzung zu einer als nicht zugehörig charakterisierten Fremdgruppe von Gleichaltrigen (vgl. Originalbeitrag 3). Zwischen Jugendlichen mit einer GB und Kindern desselben MA zeigten sich keine Unterschiede in den sozialen Urteilstendenzen, und es wurden grösstenteils auch keine Differenzen in der Beeinflussbarkeit gefunden. Diese Ergebnisse lassen darauf schliessen, dass Jugendliche mit einer GB beim sozialen Urteilen einem erhöhten sozialen Risiko ausgesetzt sind, da sie zu extremeren sozialen Urteilen neigen und sich stärker durch nicht-soziale Reize und durch unbekannte Gleichaltrige beeinflussen lassen als Gleichaltrige ohne GB. Gleichzeitig könnten die gewonnenen Erkenntnisse Chancen für das soziale Lernen von Jugendlichen mit einer GB eröffnen. Theoretische und praktische Implikationen werden in der Dissertation diskutiert.

  • Dr Noémie Lacombe: Le rôle des gestes chez des élèves avec une déficience intellectuelle dans la réalisation, la conceptualisation et l’explicitation d’une tâche de rotation mentale

    Auteure: Dr Noémie Lacombe

    Directrice de thèse: Prof. Dr Geneviève Petitpierre

    Cette thèse analyse le rôle des gestes dans une tâche de rotation mentale chez 20 élèves avec une déficience intellectuelle (DI) et 40 élèves contrôles appariés respectivement sur le niveau visuo-spatial (n = 20) et sur le niveau de langage oral (n = 20). S’appuyant sur les résultats de deux revues systématiques de littérature, cinq questions de recherche ont émergé : 1. À quelle fréquence les élèves avec une DI utilisent-ils les gestes par rapport aux élèves typiques ? 2. Quels sont les types de gestes utilisés par les élèves avec une DI par rapport aux élèves typiques ? 3. Quelles sont les modalités d’expression des gestes et du discours utilisées par les élèves avec une DI par rapport aux élèves typiques ? 4. Quelles sont les fonctions des gestes utilisées par les élèves avec une DI, par rapport à celles utilisées par les élèves typiques ? 5. Comment les concepts sont-ils exprimés au travers des gestes chez les élèves avec une DI ? Les résultats mettent premièrement en évidence que les élèves avec une DI font significativement plus de gestes par rapport au nombre de mots prononcés en comparaison avec leurs pairs typiques. Deuxièmement, le niveau d’intelligence fluide, le niveau de langage oral, le niveau visuo-spatial et le niveau psychomoteur sont positivement corrélés au nombre de gestes iconiques produits et négativement corrélés aux gestes actions. D’ailleurs, le niveau de langage oral et le niveau psychomoteur sont des facteurs prédictifs positifs du nombre de gestes iconiques utilisés et des facteurs prédictifs négatifs du nombre de gestes actions effectués. Les gestes iconiques sont également des facteurs prédictifs de la réussite dans une tâche de rotation mentale. Troisièmement, les élèves avec une DI utilisent significativement plus la modalité d’expression « gestes seuls » que le discours seul. Finalement, tous les élèves réussissent significativement mieux les tâches spatiales présentées avec du matériel tridimensionnel en comparaison avec les mêmes tâches présentées dans un format 2D et leurs gestes effectués dans le but de préciser leur langage verbal sont corrélés à la réussite de la tâche. Ce résultat signifie qu’un environnement matériel et la prise en compte des gestes comme modalité de réponse effective offrent une réelle opportunité pour tous les élèves d’acquérir et de montrer des compétences acquises.

  • Dr. Angelika Rother: Wie Logopädinnen und Logopäden Kinder mit Aphasien behandeln: Eine multinationale Exploration

    Autorin: Dr. des. Angelika Rother

    Doktoratsbetreuer: Prof. Dr. Erich Hartmann

    Kinder können, wie Erwachsene auch, durch eine erworbene Hirnschädigung eine Aphasie erleiden. Dieses komplexe Störungsbild ist bei Kindern noch wenig erforscht. Das in Publikationen besonders wenig beachtete Thema der logopädischen Therapie von Kindern mit Aphasien aller potentiellen Ursachen, inklusiv dem LKS, wird in einer erstmaligen multinationalen, überwiegend quantitativen Exploration bearbeitet. Bei der Betrachtung von Kindern mit Aphasien werden zwei Altersgruppen unterschieden. Zum einen sind das die Jugendlichen, bei denen bereits Ansätze der Behandlung von Erwachsenen mit Aphasie zur Anwendung kommen. Von besonderer Bedeutung in dieser Arbeit sind allerdings Kinder in der Altersgruppe von 18/24 Lebensmonaten bis zu 12 Jahren, da sich die Frage stellt, welche Ansätze aus der Kindersprachtherapie bzw. Therapie mit Personen mit Aphasien im Erwachsenenalter, sowie welche Rahmenbedingungen in der Rehabilitation bei dieser Altersgruppe in der Praxis derzeit zur Anwendung kommen. Das ist von Nutzen für die Neurorehabilitation von Kindern mit Aphasien und bildet eine Basis für Praktikerinnen und Praktiker sowie einen Gewinn für Studierende der Logopädie und liefert eine Ausgangslage für notwendige weiterführende Forschung. Dazu wurde ein fünfteiliger Online-Fragebogen, der 81 Fragen umfasst, in deutscher und englischer Version genutzt, der Daten zur Erfahrung in der logopädischen Praxis aus insgesamt 17 verschiedenen Ländern mit Schwerpunkt der deutschsprachigen DACH-Region erhob. In einem ersten Schritt wurde die demographische, regionale und sprachspezifische Situation der Befragten beleuchtet. Diese Studie unterstreicht, wie interessant es ist, logopädische Praktiken in verschiedenen kulturellen und sprachlichen Kontexten zu erforschen und stellt Vergleiche der sprachlichen Regionen an, wobei die deutschsprachige DACH-Region einen besonderen Stellenwert in der Arbeit einnimmt. Dabei fand die Autorin heraus, dass die regionale, sprachliche und demographische Situation in den meisten Fällen keinen sichtbaren Einfluss hat.

    Weiter werden Aphasien im Kindesalter theoretisch aufgearbeitet, beginnend mit der Diskussion zur Terminologie und Definition bis hin zu den therapeutischen Möglichkeiten und den schulischen Aspekten dieser Kinder. Besonders wird dabei das SHT als die häufigste Ursache von Aphasien im Kindesalter beleuchtet. Auch das zu den seltenen Krankheiten zählende LKS bekommt einen extra Platz in der Arbeit.

    Die Untersuchung, die zum Ziel hat zu zeigen, wie Kinder mit Aphasien in der logopädischen Praxis behandelt werden, basiert auf 91 teilnehmenden Personen aus 17 Ländern und erhebt nebst dem klinischen Bild Bereiche der Diagnostik und, entsprechend dem Leitthema der Arbeit im Hauptteil des Fragebogens, die Rahmenbedingungen der Therapie sowie die angewendeten Therapieansätze. Eine Barriere in der Praxis und Forschung ist die heterogene Terminologie, die ebenfalls für die deutsche und englische Sprache erhoben wurde. Obwohl in der Praxis im deutschsprachigen Raum sich der Begriff ‘Kindliche Aphasien’ durchaus etabliert hat, findet sich darüber hinaus eine Vielfalt an Begriffen. Es wird in dieser Arbeit der Begriff ‘Aphasien im Kindesalter’ verwendet und auch empfohlen. Für die englische Terminologie sollte die Komponente ‘acquired’ bei dem Begriff ‘Acquired Aphasia in Children’ in der heutigen Zeit nicht mehr erforderlich sein und es wäre sinnvoll, wenn sich der englische Begriff ‘Pediatric aphasia’ durchsetzen könnte. Diese Terminologie sollte sich bei allen Professionen, die mit dieser Population arbeiten, etablieren, denn es hat sich gezeigt, dass diese Kinder häufig in weiteren Bereichen Auffälligkeiten haben, so dass eine interdisziplinäre Zusammenarbeit – vor allem mit der Neuropsychologie – unabdingbar ist. Nicht nur die Terminologie ist uneinheitlich. Es wird gezeigt, dass ein Konsens an Definitionskriterien gefunden werden muss. Es gibt Überlappungen und "Verwischungen" zu den Kognitiven Kommunikationsstörungen. In der vorliegenden Arbeit werden sprachliche pragmatische Aspekte als ein Charakteristikum einer Aphasie mit einbezogen. Aphasien im Kindesalter können sich negativ auf den Bildungserfolg auswirken, weshalb schulische Themen wie Auswirkungen auf schulische Fertigkeiten sowie die Schulformen betrachtet werden. Ein angestellter Vergleich zum Einsatz der Anwendung von Therapieansätzen aus der Kindersprachtherapie und Ansätzen aus der Aphasietherapie ergab, dass es keine signifikanten Ergebnisse dazu gibt. Eine Tendenz zeichnet sich ab, dass an der Spitze sprachspezifische Ansätze zum Einsatz kommen. Aus wissenschaftlicher Perspektive können die bestehenden Erkenntnisse aus der Rehabilitation von Erwachsenen mit Aphasien nicht in allen Aspekten auf Kinder übertragen werden, wobei anzunehmen ist, dass eine hochfrequente Therapie gerade auch bei Kindern einen entscheidenden Faktor für die Effektivität darstellt. In vielen Aspekten besteht keine Diskrepanz mit der Literatur, soweit die Punkte in der Literatur überhaupt beschrieben wurden. Eigene Therapieansätze für Aphasien im Kindesalter sind noch nicht entwickelt, und es gibt kaum Evidenzen zur logopädischen Therapie von Aphasien im Kindesalter. In der Zwischenzeit sollten Logopädinnen und Logopäden weiterhin die beste verfügbare Evidenz, die in dieser Arbeit zusammengefasst ist und praktische Anstösse liefert, verwenden, um diese Kinder, die unmittelbar nach einer neurologischen Erkrankung oder später im Laufe des Schulbesuches Probleme auf Grund der Aphasie haben, zu erkennen, zu diagnostizieren und zu therapieren.

    Um Kindern mit Aphasien die nötige Unterstützung zukommen zu lassen, bedarf es entsprechender Klassifikationen und evidenzbasierter Interventionen, die ein zielgruppenorientiertes Vorgehen ermöglichen. Es liegt die zwingende Notwendigkeit des fortwährenden Austausches zwischen Forschung und Theorie und Praxis auf der Hand. Erfreulicherweise ist die Erkrankung des SHTs in der Forschung auch mehr in den Blick von Logopädinnen und Logopäden besonders in den USA gerückt. Ein zukünftiger Blick sollte auf Interventionsmassnahmen, bei denen Musik einbezogen wird, und auch auf familienzentrierte Interventionsprogramme neben der Herausforderung der Digitalisierung geworfen werden. In den nächsten Jahren muss sich das Wissen von Logopädinnen und Logopäden zu Kindern mit Aphasien erweitern. Es wäre ein Ziel, dass die nächste Generation von Logopädinnen und Logopäden wie auch die Eltern/Bezugspersonen sowie alle beteiligten Professionen, die mit diesen Kindern arbeiten, genau so viel darüber wissen wie über Sprachentwicklungsstörungen/DLD oder über das "populäre" Störungsbild ASS.

    Diese Arbeit bildet hoffentlich einen Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung darüber, wie man Kinder mit Aphasien am besten behandelt. Dies ist eindeutig ein Bereich, der zusätzliche Aufmerksamkeit und Innovation erfordert. Da der Rahmen dieser Arbeit auf einer Fragebogenstudie von Praktikerinnen und Praktikern basiert, ist es wichtig zu beachten, dass die Komponenten noch nicht durch Forschung in der pädiatrischen Aphasie-Population validiert wurden. Sie könnten eine Grundlage für die Erstellung von klinisch basierten Forschungsstudien bieten, um eine effektive, wirkungsvolle und sinnvolle Intervention für Kinder zunächst zu entwickeln und in weiterer Folge zu erproben. Auch sollte eine Konsens- und Evidenzleitlinienarbeit für diese Kinder aufgenommen werden. Hier sind auch die Klinikerinnen und Kliniker in allen Settings gefordert, da sie in einer einzigartigen Position an vorderster Front Therapie anbieten.

  • Dr. Noemi Schoop-Kasteler: Der soziale Status von Schülern und Schülerinnen mit geistiger Behinderung in Klassen Heilpädagogischer Schulen

    Autorin: Dr. phil. Noemi Schoop-Kasteler

    Doktoratsbetreuer: Prof. Dr. Christoph Michael Müller

    Der individuelle soziale Status in der Klasse (z. B. Akzeptanz und Ablehnung) hat eine grosse Bedeutung für die soziale und akademische Entwicklung von Schülern und Schülerinnen. Von der umfangreichen Forschung bei typisch entwickelten Schülern und Schülerinnen weiss man, dass der soziale Status von verschiedenen individuellen (z. B. Verhaltensprobleme oder soziale Fähigkeiten) und kontextuellen Faktoren (z. B. Niveau an Verhaltensproblemen in der Klasse) abhängt. Eine systematische Literaturübersicht hat gezeigt, dass der soziale Status und die mit ihm zusammenhängenden individuellen und kontextuellen Faktoren von Schülern und Schülerinnen mit geistiger Behinderung in Heilpädagogische Schulen bislang kaum untersucht wurden. Gerade diese Schülerschaft steht hier jedoch vor besonderen Herausforderungen. Einerseits zeigt ein grosser Teil von ihnen Verhaltensprobleme und verfügt über eingeschränkte soziale Fähigkeiten. Andererseits ist das Niveau an Verhaltensproblemen in Klassen Heilpädagogischer Schulen oft erhöht. Die vorliegende Dissertation untersuchte deshalb als Hauptfrage den sozialen Status von Schülern und Schülerinnen mit geistiger Behinderung in Heilpädagogischen Schulen sowie dessen Zusammenhang mit individuellen Verhaltensproblemen, dem Niveau an Verhaltensproblemen in der Klasse und den individuellen sozialen Fähigkeiten.

    Zur Beantwortung der leitenden Forschungsfrage wurden Daten aus dem Projekt «Kompetent mit Peers – KomPeers» (SNF-172773) verwendet, das, vom Schweizerischen Nationalfonds finanziert, in 16 Deutschschweizer Heilpädagogischen Schulen für Schüler und Schülerinnen mit geistiger Behinderung durchgeführt wurde. Schulmitarbeitende in Heilpädagogischen Schulen gaben an zwei Messzeitpunkten mittels Fragebogen Auskunft zum sozialen Status und zu den individuellen und kontextuellen Eigenschaften von über 1000 Schülern und Schülerinnen mit geistiger Behinderung. Die Ergebnisse zeigen, dass mehr individuelle Verhaltensprobleme zu Beginn des Schuljahres eine geringere Akzeptanz und eine grössere Ablehnung der untersuchten Schüler und Schülerinnen (N = 1125; MAlter = 11.26 Jahre, SD = 3.76; 31 % weiblich) am Ende des Schuljahres voraussagten, wobei frühere Verhaltensprobleme und andere Variablen berücksichtigt wurden. Der Effekt der individuellen Verhaltensprobleme auf den sozialen Status war unabhängig vom Niveau an Verhaltensproblemen in der Klasse.

    Weiter (N = 1068 Schüler und Schülerinnen; MAlter = 11.98 Jahre, SD = 3.74; 31.5  % weiblich) konnte gezeigt werden, dass die als akzeptiert eingestuften Schüler und Schülerinnen über mehr soziale Fähigkeiten verfügten als Schüler und Schülerinnen der durchschnittlichen soziometrischen Statusgruppe. Abgelehnte Schüler und Schülerinnen hatten weniger soziale Fähigkeiten. Beide Ergebnisse stehen im Einklang mit Studien zu typisch entwickelten Schülern und Schülerinnen. Die sozialen Fähigkeiten der Schüler und Schülerinnen in der vernachlässigten und kontroversen soziometrischen Statusgruppe unterschieden sich nicht von denen in der durchschnittlichen, was im Gegensatz zu Studien über typisch entwickelte Schüler und Schülerinnen steht.

    Schlussfolgernd kann gesagt werden, dass mehr Verhaltensprobleme und weniger soziale Fähigkeiten mit einem geringeren sozialen Status von Schülern und Schülerinnen mit geistiger Behinderung in Heilpädagogischen Schulen einhergehen. Diese Schüler und Schülerinnen tragen damit ein grösseres Risiko in ihrer sozialen und schulischen Entwicklung. Auf der Basis der vorliegenden Ergebnisse werden theoretische und praktische Implikationen diskutiert.

    https://doi.org/10.51363/unifr.lth.2023.016

2021

  • Dr. Chantal Hinni: Sozialkapital intersektional. Eine empirische Untersuchung an der Schnittstelle Behinderung und Migration.

    Autorin: Dr. Chantal Hinni

    Doktoratsbetreuer: Prof. Dr. Winfried Kronig und Prof. Dr. Carmen Zurbriggen

    Beziehungen können wesentlich zum persönlichen und beruflichen Lebenserfolg von Jugendlichen und jungen Erwachsenen beitragen. Mit einem Fokus auf der Schnittstelle von Behinderung und Migration fragt Chantal Hinni, wie es jungen Menschen gelingt, gemeinschaftliche Werte und Normen in ihr Leben zu integrieren und Beziehungen zu gestalten, die ihnen als Sozialkapital nützlich sind. Sie beleuchtet die bildungssoziologische Frage nach gesellschaftlichen Verteilungsprinzipien im Analyserahmen der Intersektionalität und überführt diese theoretisch und empirisch fundiert in die Anwendung der latenten Klassenanalyse.

     

    https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-6058-6/sozialkapital-intersektional/

  • Dr. Stefan Niedermann: Bildungsteilhabe und Raum. Zur Standortabhängigkeit schulischer Selektion in der Schweiz

    Autor: Dr. Stefan Niedermann

    Doktoratsbetreuer: Prof. Dr. Winfried Kronig

    Das Dissertationsprojekt möchte einen Beitrag zum besseren Verständnis regionaler und insbesondere kleinräumiger Disparitäten bei der Bildungsteilhabe in der Schweiz leisten. Entlang eines explorativ orientierten Forschungsprozesses wird mittels empirischer Belege aus der Bildungsstatistik die Standortabhängigkeit schulischer Selektion für die Realschul- und Gymnasialquote auf verschiedenen Ebenen des Bildungssystems beschrieben. Die Arbeit knüpft damit an den seit den 1960er-Jahren berichteten örtlichen Einflüssen des Bildungsangebots auf das Selektionsgeschehen an und verfolgt die divergierenden Entwicklungsrichtungen und -tempi bis in die Gegenwart. Mit der Variablen «Raum» wird dabei die sichtbare Struktur der Bildungsteilhabe als lokale Ergebnisse sozialer Aushandlungsprozesse (z. B. der Schulstandorte) und deren Auswirkungen auf institutionelle Zuweisungsentscheide beschrieben. Die vorliegenden kleinräumigen Analyseergebnisse geben für die Schweiz neue und teilweise überraschende Einblicke in die logistische Differenzierung der schulischen Teilhabe. Die Vielzahl unterschiedlicher Einzelergebnisse führt zu einem Dickicht bei der Beschreibung der Bildungsteilhabe, welches sowohl eine abschliessende Deskription verhindert als auch noch keine insgesamt nachvollziehbaren Erklärungslogik erkennen lässt. Es zeigt sich unter anderem, dass das örtliche Bildungsergebnis für regional unterschiedliche Auffassungen der Bezeichnung von erfolgreichen und weniger erfolgreichen Schülerinnen oder Schülern steht. Standortspezifische Auswirkungen auf die individuellen Schullaufbahnen sind somit dem Bildungssystem immanent und führen zu Verzerrungen bezüglich des formalen Bildungserfolgs. Optionen und Restriktionen auf Bildungsabschlüsse sind zumindest auf aggregierter Ebene offensichtlich. Kleinräumig bedarf es jedoch erst noch raumsensibler Analysen mit einem entsprechenden Referenzrahmen, um valide Interpretationen der jeweiligen Bildungschancen vornehmen zu können. Auf Empfehlungen für die Optimierung von Selektionsprogrammen wird aufgrund der (derzeit) unzureichend belegbaren kausalen Mechanismen und dem damit noch ungewissen Ausgang möglicher Interventionen explizit verzichtet.

2020

  • Dr. Barbara Rindlisbacher: Lesekompetenzen in der Fremdsprache Französisch bei Drittklässlerinnen und Drittklässlern mit unterschiedlichen Schrift-/Sprachkompetenzen in der Erstsprache Deutsch

    Autorin: Dr. Barbara Rindlisbacher

    Doktoratsbetreuer: Prof. Dr. Erich Hartmann

    Das vorliegende Dissertationsprojekt hatte zum Ziel, Grundlagenwissen zu den französischen Lesekompetenzen der Schülerinnen und Schüler nach einem Lernjahr zu schaffen und allfällige Unterschiede in den französischen Lesekompetenzen unterschiedlicher Lernergruppen (Schülerinnen und Schüler mit und ohne [Schrift-]Sprachstörungen) nachzuweisen. Hierfür wurden die Lesekompetenzen von 334 Drittklässlerinnen und Drittklässlern aus 31 Klassen der Kantone Bern und Freiburg untersucht und eigens ein psychometrisches Screening zur Erfassung der französischen Lesekompetenzen entwickelt und mittels Skalenvalidierung empirisch geprüft. Die Dissertationsstudie liefert erstmals empirische Evidenz für Unterschiede in den französischen Lesekompetenzen ganz zu Beginn des frühen Fremdsprachenlernens. Des Weiteren wird der Einfluss verschiedener Variablen auf die französischen Lesekompetenzen anhand von Strukturgleichungsmodellen aufgezeigt. Es kann unter anderem nachgewiesen werden, dass der Leseerwerb in der Fremdsprache Französisch von den hierarchieniederen Lesekompetenzen in der Erstschriftsprache Deutsch sowie den Erwerbsmechanismen auf kognitiv-linguistischer Prozessebene beeinflusst ist.

    Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung weisen auf die Notwendigkeit einer möglichst frühzeitigen Überprüfung des Lernstandes der Schülerinnen und Schüler hin, da bereits im ersten Lernjahr beträchtliche Unterschiede in den Teillesekompetenzen der verschiedenen Lernergruppen nachgewiesen werden konnten. Eine solche Erfassung literaler Kompetenzen ermöglicht zudem den frühzeitigen, gezielten Einsatz von spezifischen Fördermassnahmen im Fremdsprachenlernen.

  • Dr Melina Salamin: Promouvoir l’activité professionnelle des personnes avec une déficience intellectuelle La technologie comme soutien cognitif et métacognitif

    Auteure : Dr Melina Salamin

    Directeure de thèse : Prof. Dr Geneviève Petitpierre

    Les technologies mobiles et les technologies d’assistance peuvent, lorsqu’elles sont adaptées aux besoins des personnes qui présentent une déficience intellectuelle (DI), sensiblement promouvoir leurs activités professionnelles. En plus de fonctionner comme soutien cognitif en fournissant des guidances procédurales par l’intermédiaire de vidéos, photos et/ou de l’audio, elles peuvent également soutenir la réflexion des utilisateurs et des utilisatrices, c’est-à-dire agir comme soutien métacognitif. Afin de tester cette double fonctionnalité, deux dispositifs technologiques ont été créés dans le cadre de cette étude. L’un, Guid’job, agit comme prothèse cognitive et métacognitive. L’autre, Guid’job Trainer, consiste en une formation en e-learning visant à renforcer les stratégies en résolution de problèmes et en autorégulation. Les effets de cette combinaison ont été évalués en termes de productivité, d’apprentissage et d’attitude par l’intermédiaire d’un protocole expérimental à cas unique à essais multiples, au travers des tâches (trois tâches par participant-e), répliqué au travers des participant-e-s (N=16). Des prétests et posttests ainsi que le relevé de données qualitatives sont venus compléter les analyses. Avec un effet pouvant être qualifié de « modéré », les résultats montrent que la combinaison de ces deux dispositifs augmente le nombre d’étapes exécutées de manière correcte et indépendante lors de l’exécution des tâches professionnelles. Cette combinaison renforce également, dans une certaine mesure, les stratégies en résolution de problèmes de même que l’autorégulation et le fonctionnement exécutif des participant-e-s. Finalement, les deux dispositifs satisfont les travailleurs et les travailleuses, tout comme les maîtres socioprofessionnels qui les accompagnent. La combinaison de Guid’job et Guid’job Trainer semble donc être efficace pour promouvoir l’activité et les compétences professionnelles des personnes adultes qui présente une DI. Pour que ces résultats soient généralisables, ils doivent toutefois être répliqués dans le cadre d’autres études.

  • Dr. André Schindler: Bildung von Kindern und Jugendlichen mit schwerer und mehrfacher Behinderung. Eine Anfrage an das Bildungsverständnis der Praxis

    Autor: Dr. André Schindler

    Doktoratsbetreuer: Prof. Dr. Winfried Kronig

     Die Dissertation befasst sich mit der Frage nach dem Bildungsverständnis von Fachpersonen sonderpädagogischer Einrichtungen, welche in ihrer professionellen Tätigkeit für die Bildung von Kindern und Jugendlichen mit schwerer und mehrfacher Behinderung verantwortlich sind. Für die Umsetzung des Bildungsanspruchs dieser Kinder und Jugendlichen, welche bis in die 1970er Jahre als „bildungsunfähig“ bezeichnet wurden, liegen heute zahlreiche unterschiedliche pädagogisch-therapeutische Konzepte und Methoden zur Förderung vor. Dennoch existieren bis in die heutige Zeit keine spezifischen Lehrpläne für diese Schülergruppe und nur wenige didaktische Konzepte für deren Unterricht. Die Realisierung von Bildungsmöglichkeiten bleibt inhaltsoffen und zeigt sich höchst individualisiert. Für die Erfassung des Bildungsverständnisses wird als theoretische Konzeption der Deutungsmusteransatz beigezogen, wodurch dem Aspekt der Interpretationsoffenheit von Bildung theoretisch und forschungsmethodisch Rechnung getragen wird. Demgegenüber erfolgt eine Bestimmung konstitutiver Strukturmomente eines überdauernden, identitätsstiftenden Kerns von Bildung als Bildungsidee auf der Basis von relevanten bildungstheoretischen Auseinandersetzungen der Allgemeinen Pädagogik und der Sonderpädagogik. Mittels leitfadengestützter Experteninterviews werden Fachpersonen sonderpädagogischer Einrichtungen zu ihren Ansichten und Meinungen zur Thematik „Bildungsprozess des Menschen (mit schwerer und mehrfacher Behinderung) in der Welt“ befragt. Die Auswertung erfolgt anhand einer qualitativen Inhaltsanalyse. Für die Rekonstruktion des Bildungsverständnisses werden die verdichteten Aussagen der Fachpersonen auf Aspekte der ihnen zugrunde liegenden Strukturmomente der Bildungsidee hin untersucht. Als Ergebnis wird deutlich, dass sich das Bildungsverständnis von Fachpersonen sonderpädagogischer Einrichtungen durch die Grundsätze einer bedingungslosen Zuschreibung der Bildungsfähigkeit und des Bildungsanspruches eines jeden Menschen sowie der Anvisierung einer allseitigen Bildung und der Überzeugung des Bedarfs einer pädagogischen Beziehung charakterisiert. Als Zielsetzungen von Bildungsprozessen werden vorrangig Wohlbefinden, Selbsttätigkeit und Kommunikation der Kinder und Jugendlichen mit schwerer und mehrfacher Behinderung angestrebt. Es lässt sich ein Bildungsverständnis herausarbeiten, welches unterschiedliche Spannungsfelder erkennen lässt. Insgesamt wird Bildung im Kontext schwerer und mehrfacher Behinderung nicht vernachlässigt oder gar ausgelassen, sondern vielmehr als Auftrag gegenüber allen Kindern und Jugendlichen verstanden.

  • Dr Sophie Torrent: "Devenir une belle jeune fille" ou "Etre fier de ses muscles": Tensions liées au genre dans les cours d’éducation sexuelle spécialisée

    Auteure : Dr Sophie Torrent

    Prof. Dr Gérard Bless  et Prof. Dr Tania Ogay

    L’éducation sexuelle est dispensée en Suisse dans les écoles depuis environ 50 ans. Elle a aussi sa place dans la plupart des écoles et des institutions spécialisées de Suisse romande. L’importance de dispenser ces cours dans le cadre scolaire figure désormais dans les conclusions d’un rapport du Conseil fédéral, accepté en 2018. Toutefois, sait-on vraiment comment dispenser ces cours ? Cette étude porte sur les contenus, et plus précisément les normes de genre, qui sont transmis dans les cours d’éducation sexuelle dispensés à des élèves scolarisé·e·s dans des milieux spécialisés. L’objectif principal de cette recherche est de mettre à jour les processus de construction du genre dans ces cours et de saisir comment les biais de sexisme et de capacitisme impactent le discours des spécialistes en santé sexuelle qui dispensent ces cours. 105 leçons d’éducation sexuelle ont été observées et filmées durant deux ans dans des écoles spécialisées de Suisse romande. Ces observations ont été complétées par des entretiens d’explicitations et des entretiens semi-structurés avec les spécialistes en santé sexuelle qui dispensent ces cours. Si un volet quantitatif a été utilisé pour comparer les contenus entre les cours donnés aux garçons et ceux donnés aux filles, les données ont principalement été approfondies grâce à l’analyse inductive générale (Thomas, 2006). Les résultats montrent que les garçons reçoivent plus d’informations quant au plaisir sexuel, tandis que les filles sont plus informées sur les risques. Par souci de ne pas gêner leur compréhension, les spécialistes ont recours à des stéréotypes de genre pour simplifier les contenus. Le handicap agit alors comme un renforçateur des normes : l’approche hétéronormative est très présente dans les cours. Le contrôle sur les comportements des élèves est marqué, il est surtout exercé sur les filles : il règle la distance à mettre avec les hommes quand elles deviennent pubères, mais aussi leur façon de s’habiller. Ainsi, les spécialistes en santé sexuelle ne soutiennent pas seulement la construction d’une féminité, mais contribuent à construire une « bonne » féminité. Ces tendances illustrent la complexité du travail des professionnelles et la difficulté pour l’éducation sexuelle spécialisée à s’extraire des normes.

  • Dr Aline Veyre: L’apprentissage à l’âge adulte: Étude sur le point de vue des personnes présentant une déficience intellectuelle et sur trois dispositifs d’accompagnement.

    Auteure: Dr Aline Veyre

    Directeur de thèse: Prof. Dr Geneviève Petitpierre

    L’idée de l’apprentissage tout au long de la vie n’est pas nouvelle. Elle fait écho à la conception et au développement d’une société dans laquelle des opportunités d'apprentissage sont disponibles pour tous à tout âge. Elle réfère également à une vision dynamique et continue du développement individuel. Pourtant, arrivées à l’âge adulte, certaines personnes sont identifiées comme bénéficiant de peu d’occasions d’apprentissages. C’est par exemple le cas des personnes présentant une déficience intellectuelle (DI). Les difficultés cognitives et adaptatives qu’elles sont susceptibles de rencontrer font d’elles des apprenants particuliers.

    La première partie du travail présenté vise à mettre en exergue le regard que posent les personnes présentant une DI sur la thématique de l’apprentissage à l’âge adulte. La seconde partie s’inscrit dans une perspective de recherche appliquée. Elle a pour objectif de développer et d’évaluer l’efficacité de trois dispositifs, élaborés avec les partenaires de terrain pour soutenir les activités d’apprentissage à l’âge adulte.

    Les résultats montrent que les personnes présentant une DI rapportent une grande variété d’expériences d’apprentissages. Toutefois elles n’en mentionnent aucune leur ayant permis d’obtenir une certification reconnue. L’ensemble des participants semble être conscient qu’il réalise des apprentissages au travers de nombreuses activités du quotidien, par exemple au travail ou encore par le biais d’activités de loisirs. De plus, une majorité se perçoit comme étant des apprenants potentiels et prévoit de s’engager dans de futurs projets d’apprentissages. Les résultats obtenus dans le volet appliqué permettent de soutenir l’idée que les interventions s’appuyant notamment, sur un apprentissage en contexte semblent répondre aux besoins des personnes présentant une DI. L’ensemble du travail réalisé ouvre de nouvelles perspectives pour de futurs travaux complémentaires permettant d’améliorer l’accompagnement des personnes présentant une DI tout au long de la vie.

2019

  • Dr. Mechthild Richter: « Maintenant c’est un collégien » – Réussir la transition du primaire au secondaire pour les élèves avec un trouble du spectre de l’autisme

    Auteure: Dr. Mechthild Richter

    Directeur de thèse: Prof. Dr. Gérard Bless

    Cette thèse cumulative s’intéresse au passage du niveau primaire au niveau secondaire des élèves atteint-e-s de troubles du spectre autistique (TSA) en France. L’étude 1 (revue systématique) fournit des critères pour une transition réussie. Elle démontre que la transition est un défi complexe qui concerne une multitude d’intervenants. L’étude 2 permet de saisir les représentations sociales que les personnes tierces se font d’une transition réussie du primaire au secondaire. Si les représentations sociales sont largement convergentes, des différences subsistent et ont été étudiées plus en profondeur dans l’étude 3. Cette étude donne des résultats intéressants concernant les expériences et les perceptions des intervenants autour de la transition. De plus, elle permet d’identifier des stratégies utiles pour une transition réussie ainsi que des obstacles à contourner. Les résultats des trois études ont été combinés afin d’élaborer des recommandations pour une transition du primaire au secondaire réussie pour les élèves atteint-e-s de TSA. En raison de la complexité de la transition, qui est perçue différemment par chaque intervenant-e, chaque recommandation générale devra être adaptée aux cas particuliers et aux intervenant-e-s concerné-e-s. Les mesures existantes ainsi que les nouvelles recommandations sont finalement mises en perspective dans le cadre de l’ambition française de réaliser un système scolaire inclusif.

2018

  • Dr. Thomas Begert: Klassenzusammenhalt und schulisches Problemverhalten. Eine netzwerkanalytische Untersuchung auf der Sekundarstufe I
    Autor: Dr. Thomas Begert
    Doktoratsbetreuer: Prof. Dr. Gérard Bless und Prof. Dr. Christoph Michael Müller

    In diesem Dissertationsprojekt wird, basierend auf einem netzwerktheoretischen Ansatz, der die Bedeutung der sozialen Einbettung von Individuen in Gruppen für individuelles Verhalten betont, der Klassenzusammenhalt als ein wichtiges strukturelles Merkmal von Schulklassen und dessen Einfluss auf schulisches Problemverhalten untersucht. Dadurch werden die in der Literatur vorherrschenden individuums- und lehrpersonenzentrierten Ursachenfelder zu schulischem Problemverhalten um eine peerkontextuelle Sichtweise erweitert. Es zeigt sich, dass schulisches Problemverhalten auch durch soziale Prozesse zwischen den Peers erklärt werden kann. Deshalb wird auf die Beachtung von Klassenzusammenhalt und -normen durch die Lehrpersonen hinsichtlich von Unterrichtsgestaltung verwiesen.

  • Dr Juliane Dind: Les manifestations de la conscience de soi chez l’enfant polyhandicapé. Édification d’un outil d’observation au service des professionnels
    Auteure: Dr Juliane Dind
    Directrice de thèse: Prof. Dr Geneviève Petitpierre

    Cette thèse porte sur le développement et l’observation des manifestations de la "conscience de soi écologique" chez les enfants polyhandicapés. Ces derniers sont atteints de déficiences intellectuelles et motrices profondes et multiples, dont la compréhension met au défi leur entourage familial et les accompagnants professionnels. Cette thèse se caractérise par l’élaboration et la mise à disposition d’un outil d’observation des manifestations non verbales du soi écologique, au service des professionnels. Les résultats confirment que la séquence développementale de la conscience de soi chez l’enfant polyhandicapé́ suit l’ordre connu chez le très jeune enfant et que les références (néo)développementales peuvent servir de cadre de référence pour comprendre le développement du sens du soi chez les enfants concernés.

  • Dr. Christoph Till: Die Therapie grammatischer Entwicklungsstörungen mittels Video-Self-Modeling
    Autor: Dr. Christoph Till
    Betreuer: Prof. Dr. Erich Hartmann

    Die Behandlung grammatischer Entwicklungsstörungen hat sich laut Metaanalysen als besonders schwierig erwiesen. Das gleiche gilt auch für den Transfer des Gelernten auf die Spontansprache des Kindes. Von daher besteht ein Bedarf an Therapieansätzen zur Behandlung grammatischer Entwicklungsstörungen, die einerseits den Erwerb, andererseits auch den Transfer grammatischer Strukturen ermöglichen.

    Video-Self-Modeling (VSM) könnte ein solcher Ansatz sein, da sich diese Methode wiederholt als effektiv beim Erwerb, beim Transfer und der Aufrechterhaltung von (neuen) Verhaltensweisen erwiesen hat. U.a. existieren drei Studien, die die Wirksamkeit von VSM in der Behandlung grammatischer Entwicklungsstörungen nachweisen. Diese Studien sind jedoch von eher niedriger Qualität (Einzelfallstudien, im Detail nicht nachvollziehbare Umsetzung, Ergebnisse teilweise nicht überprüfbar).

    Mit dem Dissertationsprojekt liegt nun die erste randomisiert-kontrollierte Gruppenstudie zum Wirksamkeitsnachweis des VSM bei der Intervention von grammatischen Entwicklungsstörungen vor. Die Ergebnisse stehen im Kontrast zu den bisher in der Forschungsliteratur berichteten überaus positiven Effektivitätsnachweisen. Zwar hat sich VSM auch im Dissertationsprojekt als wirksam erwiesen, ist aber nicht effizienter als etablierte Methoden, wie sie in der Logopädie bereits gängige Praxis sind. Einzig in der Steigerung der Selbstwirksamkeitserwartungen scheint VSM einen Vorteil zu haben. Die erwartungswidrigen Ergebnisse bezüglich der Spontansprachleistungen machen aber auch deutlich, dass weitere Forschungsarbeiten zu diesem Thema notwendig sind.

2017

  • Dr Anne-Claude Luisier: Perception visuelle et olfactive chez les enfants avec un trouble du spectre de l’autisme: implications sur l’acceptation des aliments
    Auteure: Dr Anne-Claude Luisier
    Directrice de thèse: Prof. Dr Geneviève Petitpierre

    La construction du comportement alimentaire est un phénomène complexe chez une majorité d’enfants avec un trouble du spectre de l’autisme (TSA). Cette thèse de doctorat vise à mieux comprendre en quoi les particularités perceptives (vue et odorat) des enfants avec un TSA influencent leur acceptation d’un aliment.

    Nos résultats montrent que les enfants avec un TSA se distinguent sensoriellement des enfants au développement typique (DT), ces différences dépendent de la nature (visuelle ou olfactive) des stimuli. Les enfants avec un TSA attribuent aussi des valences hédoniques plus basses aux stimuli a priori plaisants, et ce plus significativement pour la modalité visuelle. Finalement, le jugement hédonique est associé au degré de néophobie chez les enfants avec un TSA, ce qui n’est pas le cas chez les enfants au DT.

    Les effets d’une familiarisation olfactive sur l’agrément intrinsèque d’une odeur ont ensuite été évalués. Une augmentation de l’expression émotionnelle positive pour l’odeur familiarisée a été identifiée. Deux tiers des enfants, notamment ceux qui ont le plus de particularités sensorielles, choisissent en effet un aliment porteur de cette odeur lors d’un choix alimentaire.

    Le point de vue des enfants avec un TSA a également été pris en compte et mis en dialogue avec les résultats issus des neurosciences. Les observations relèvent la pertinence d’une posture d’accompagnement dialogique pour permettre la construction de savoirs sur l’alimentation.

    Au-delà, cette étude souligne l’importance de prendre en compte le profil perceptif propre aux enfants avec un TSA lors de la conception d’outils pédagogiques pour accompagner la construction du comportement alimentaire.

  • Dr Ariane Paccaud: Soutiens aux élèves en difficulté scolaire et/ou en situation de handicap dans le cadre de l’école ordinaire: entre adaptations nécessaires et accès au curriculum
    Auteure: Dr Anne-Claude Luisier
    Directrice de thèse: Prof. Dr Geneviève Petitpierre

    La construction du comportement alimentaire est un phénomène complexe chez une majorité d’enfants avec un trouble du spectre de l’autisme (TSA). Cette thèse de doctorat vise à mieux comprendre en quoi les particularités perceptives (vue et odorat) des enfants avec un TSA influencent leur acceptation d’un aliment.

    Nos résultats montrent que les enfants avec un TSA se distinguent sensoriellement des enfants au développement typique (DT), ces différences dépendent de la nature (visuelle ou olfactive) des stimuli. Les enfants avec un TSA attribuent aussi des valences hédoniques plus basses aux stimuli a priori plaisants, et ce plus significativement pour la modalité visuelle. Finalement, le jugement hédonique est associé au degré de néophobie chez les enfants avec un TSA, ce qui n’est pas le cas chez les enfants au DT.

    Les effets d’une familiarisation olfactive sur l’agrément intrinsèque d’une odeur ont ensuite été évalués. Une augmentation de l’expression émotionnelle positive pour l’odeur familiarisée a été identifiée. Deux tiers des enfants, notamment ceux qui ont le plus de particularités sensorielles, choisissent en effet un aliment porteur de cette odeur lors d’un choix alimentaire.

    Le point de vue des enfants avec un TSA a également été pris en compte et mis en dialogue avec les résultats issus des neurosciences. Les observations relèvent la pertinence d’une posture d’accompagnement dialogique pour permettre la construction de savoirs sur l’alimentation.

    Au-delà, cette étude souligne l’importance de prendre en compte le profil perceptif propre aux enfants avec un TSA lors de la conception d’outils pédagogiques pour accompagner la construction du comportement alimentaire.

2016

  • Dr Lionel Alvarez: Soutenir les enseignant-es à l’aide de consultations scolaires. Vers une pédagogie inclusive pour les élèves présentant un trouble oppositionnel avec provocation
    Auteur: Dr Lionel Alvarez
    Directrice : Prof. Dr Geneviève Petitpierre

    Le dispositif de consultations scolaires est un soutien indirect aux élèves en difficulté. Il a pour but de diffuser les pratiques pédagogiques fondées sur les preuves auprès des enseignant-es et de les accompagner dans le développement d’un plan d’intervention adapté aux besoins particuliers des élèves.

    Cinq enseignantes travaillant auprès d’élèves répondant selon elles aux critères du trouble oppositionnel avec provocation ont participé à des séances de consultations scolaires. À l’aide d’un protocole expérimental à cas uniques avec lignes de bases multiples randomisées entre les participantes, les effets des consultations scolaires ont été mesurés sur les pratiques des enseignantes, sur leur sentiment d’autoefficacité et sur les comportements des élèves.

    Les résultats montrent que le dispositif a significativement augmenté la durée d’apparition du comportement on-task des élèves. De plus, il n’a pas modifié significativement le sentiment d’autoefficacité des enseignantes. Finalement, il a généralement permis à ces dernières de mettre en œuvre les plans d’intervention, moyennant des modifications. L’amélioration du comportement des élèves s’est maintenue une fois les séances de consultations scolaires terminées. Ainsi, le dispositif étudié a été profitable pour ces enseignantes et leurs élèves.

  • Dr Valérie Benoit: Les attitudes des enseignants à l’égard de l’intégration scolaire des élèves avec des besoins éducatifs particuliers en classe ordinaire du niveau primaire
    Auteure: Dr Valérie Benoit
    Directeur: Prof. Dr Gérard Bless

    Les attitudes des enseignants vis-à-vis de l’intégration d’élèves ayant des besoins particuliers sont reconnues comme jouant un rôle crucial dans la réussite de sa mise en œuvre. Peu d’études ont investigué cette thématique dans le contexte particulier de la Suisse. Ainsi, cette thèse de doctorat s’est appliquée à l’examiner à l’aide d’un plan de recherche mixte, séquentiel et explicatif. Les données quantitatives ont été récoltées par le biais d’un questionnaire auto-administré auprès de 336 enseignants réguliers des cantons de Fribourg, Valais et Zurich. Les données qualitatives ont été recueillies à l’aide de 16 entretiens semidirectifs. Les résultats indiquent que l’intégration d’élèves manifestant des difficultés ou des troubles du comportement demeure le défi actuel majeur de la mise en œuvre de politiques scolaires à visée inclusive. Ils montrent également que la formation continue n’influence pas les attitudes des enseignants de manière significative. Le développement professionnel semble plutôt s’opérer grâce à l’expérience de l’enseignement et de l’intégration scolaire, et grâce aux pratiques de collaboration comme le coenseignement. Enfin, si les résultats montrent que les enseignants semblent plutôt satisfaits du soutien reçu, ils permettent aussi d’interroger l’équité dans les procédures d’attribution des mesures d’aide.

  • Dr. Verena Hofmann: Einstellungsübertragung und dissoziales Verhalten. Die Bedeutung individueller und klassenspezifischer Einstellungen für die Entwicklung von Dissozialität bei Jugendlichen (Sekundarstufe I)
    Autorin: Dr. Verena Hofmann
    Betreuer: Prof. Dr. Gérard Bless

    In dieser Arbeit wurde anhand einer Stichprobe von Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I untersucht, wie sich dissoziale Einstellungen und Verhaltensweisen gegenseitig beeinflussen und welche Bedeutung dabei positiven Einstellungen gegenüber Dissozialität auf Ebene der Schulklasse zukommt. Gleichzeitig wurden in diesem Längsschnittdesign mit vier Messzeitpunkten Entwicklungsprozesse im Verlauf der Oberstufe (siebte bis neunte Klasse) berücksichtigt. Die Ergebnisse haben gezeigt: je positiver die Einstellungen gegenüber dissozialen Verhaltensweisen sind, umso häufiger kommt solches Verhalten zu einem späteren Zeitpunkt vor und umgekehrt. Unter Einbezug der klassenspezifischen Einstellungen war ersichtlich, dass ein stärkeres Ausmass an positiven Einstellungen gegenüber Dissozialität auf Ebene der Schulklasse einen Prädiktor für die individuellen Einstellungen darstellt. Zudem zeigte sich ein indirekter Einfluss der klassenspezifischen Einstellungen über die individuellen Einstellungen auf das konkrete Verhalten. Diese Erkenntnisse erweitern die theoretischen Grundlagen zum Zusammenspiel von Einstellungen und Verhalten bezüglich Dissozialität.

  • Dr Daniela Gäng-Pacifico: Identification précoce des troubles émotionnels et comportementaux chez les enfants en âge scolaire (6 à 12 ans). Prototype d’un outil de dépistage destiné aux enseignants
    Auteure: Dr Daniela Gäng-Pacifico
    Directeur: Prof. Dr Gérard Bless

    L’adage dit qu’il vaut mieux prévenir que guérir. Il en est de même des troubles émotionnels et comportementaux. La recherche montre que la prévention en amont est plus efficace que toutes interventions en aval lorsque la situation est grave. L’édification d’un outil de dépistage a pour objectif de maximaliser les compétences des enseignants à identifier précocement les manifestations émotionnelles et comportementales en classe afin de favoriser la mise en place d’interventions ciblées aux trois niveaux de prévention chez des enfants âgés de 6 à 12 ans. Les résultats empiriques obtenus dans le cadre de cette thèse ont contribué à l’édification d’un prototype d’outil de dépistage. Il est constitué de 29 items répartis dans deux dimensions : l’indicateur d’adaptation scolaire formé de comportements liés au fonctionnement scolaire et l’indicateur d’adaptation socio-émotionnelle et socio-comportementale composé des manifestations liées aux aspects relationnels, émotionnels et comportementaux. Les résultats de la consistance interne (alpha de Cronbach) des indicateurs sont supérieurs à „8“. Les seuils à risque et de signalement ont été établis à partir d’un échantillon normal de 237 sujets. Les résultats de la validité concordante entre l’outil de dépistage et le Teacher Report Form (TRF) sont satisfaisants. Plusieurs réplications à partir de nouveaux échantillons sont nécessaires pour confirmer ces résultats. Pour ce faire, la validation et la standardisation de l’outil de dépistage se poursuivent à la suite de ce travail de thèse.

  • Dr. Andreas Wieland: Ungewohnte Patienten und Patientinnen - Menschen mit einer geistigen Behinderung im Spital. Eine deskriptive Sekundäranalyse von Routinedaten der Medizinichen Statistik der Krankenhäuser in der Schweiz zwischen 1998 und 2008
    Autor: Dr. Andreas Wieland
    Betreuer: Prof. Dr. Gérard Bless

    Obwohl sich die Lebensqualität von Menschen mit einer geistigen Behinderung in den letzten Jahrzehnten verbessert und sich ihre Lebenserwartung erhöht hat, bleibt ihre gesundheitliche Verfassung bis heute oft schlecht und kann Spitalaufenthalte notwendig machen. Das Ziel der Dissertation war es, den Spitalaufenthalt von Menschen mit einer geistigen Behinderung in der Schweiz zu untersuchen. Hierzu wurden Routinedaten des Bundesamtes für Statistik über einen Zeitraum von elf Jahren analysiert. Die Ergebnisse zu den 17 Fragestellungen zeigten, nebst Gemeinsamkeiten, zahlreiche Unterschiede zwischen Fällen mit und ohne geistige Behinderung hinsichtlich soziodemografischen Merkmalen, Merkmalen zum Spitaleintritt, -aufenthalt und -austritt sowie bezüglich der häufigsten Hauptdiagnosen und Behandlungen. Beispielsweise war der Anteil der Fälle mit geistiger Behinderung an allen Fällen mit 0.2% geringer als erwartet. Während bei den Fällen mit geistiger Behinderung Epilepsien und Pneumonien zu den wichtigsten Hauptdiagnosen gehören, sind es bei den übrigen Fällen Geburten und Neugeborene. Insgesamt ergänzen die vorliegenden Ergebnisse das Wissen zu relevant scheinenden Aspekten der Gesundheitsversorgung von Menschen mit einer geistigen Behinderung in der Schweiz und zum Diversitymanagent im Spital.