"Crowding out" durch die SRG? Eine Simulationsstudie zur Zahlungsbereitschaft für Online-Nachrichtenangebote in der Schweiz

  • Projektteam: Sina Blassnig (IDCMI, Unifr/FHGR), Manuel Puppis (DCM Unifr), Frank Lobigs (TU Dortmund), Lukas Erbrich (TU Universität Dortmund) und Christian Zabel (TH Köln).
  • Kooperation mit dem Verband Medien mit Zukunft, der Stiftung für Medienvielfalt und der Regionalen Aktions- und Solidaritätskasse.
  • Laufzeit: 01.06.2024 – 31.03.2025

 

Der Auftrag und die Finanzierung des Service public werden europaweit heftig debattiert. In der Schweizer Medienpolitik gewinnt das Thema mit der Halbierungsinitiative und dem Vorschlag des Bundesrates zur Kürzung der SRG-Mittel an Relevanz. Besonders mit Blick auf das Online-Nachrichtenangebot wird häufig argumentiert, dass eine Reduktion des SRG-Angebots private Medien stärken könnte. Gemäss der in der Medienökonomie als «Crowding-out»-Hypothese bekannte Annahme, senke das kostenlose Onlineangebot des Service public die Zahlungsbereitschaft für die Onlineangebote privater Anbieter und erschwere die Etablierung tragfähiger digitaler Abo-Modelle. Obwohl empirische Studien die «Crowding-out»-Hypothese bisher nicht bestätigen konnten, hält sie sich hartnäckig. Zudem fehlt spezifische Forschung für die Schweiz. Dieses Projekt untersucht deshalb am Beispiel der Deutschschweiz, welche Auswirkungen eine Abschaltung des Online-Nachrichtenangebots „SRF News“ auf die Erlöse privater Medien hätte.

Dafür wurde im November/Dezember 2024 eine repräsentative Befragung mit einer Choice-Based Conjoint-Analyse (CBCA) durchgeführt, um die Produkt- und Preispräferenzen der Deutschschweizer*innen zu ermitteln und den Markt mit und ohne SRG zu simulieren.

Die Befunde sind eindeutig: Von einem Wegfall des öffentlichen Angebots würden vor allem Gratismedien profitieren. Zusätzliche Abonnements für private Online-Nachrichtenangebote lassen sich hingegen nur in sehr beschränktem Umfang verkaufen. Die Nutzung von „SRF News“, aber auch Nachrichteninteresse und Medienvertrauen hängen positiv mit der Zahlungsbereitschaft zusammen. Insofern könnten indirekt über politische Bildung und Medienkompetenz auf eine höhere Zahlungsbereitschaft hingewirkt werden. Neben einer theoretischen Diskussion der «Crowding-out»-Hypothese bieten die empirischen Resultate dieser Studie damit wichtige Hinweise für die zukünftige Gestaltung der Medienpolitik in der Schweiz. Statt den öffentlichen Rundfunk im Internet einzuschränken, sollte die Medienpolitik über Medienförderung und neue Aufgaben für gemeinwohlorientierte Medien in einer digitalen Gesellschaft nachdenken.

 

Publikationen:

Puppis, Manuel; Blassnig, Sina; Erbrich, Lukas; Zabel, Christian; und Lobigs, Frank (2025): Auswirkungen einer potenziellen Abschaltung des Online-Nachrichtenangebots SRF News. Warum dies keine Lösung für die Medienkrise in der Schweiz darstelltMedia Perspektiven, MP14, Juni 2025.

Medienmitteilung der Universität Fribourg-Freiburg