Am 9. April findet eine öffentliche Podiumsdiskussion zur Darstellung von Kandidierenden für National- und Ständerat in den Medien statt. Die Redaktion hat mit den Hauptorganisator_innen vom Departement für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung über das wichtige Thema Sexismus gesprochen und dabei Überraschendes erfahren.
Frau Schönhagen, Herr Puppis, was veranlasst Sie dazu, ein Podium zu Sexismus und Medien zu veranstalten?
Schönhagen: Hintergrund sind einerseits natürlich die eidgenössischen Wahlen diesen Herbst, zum anderen die Ergebnisse unserer Studie zur Darstellung von Politikerinnen und Politikern in Schweizer Medien in der Berichterstattung vor den Wahlen 2015.
Puppis: Angesichts des Wahljahrs wollten wir gemeinsam mit der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen die Chance nutzen, mit Vertreterinnen und Vertretern aus Medien und Politik über dieses wichtige Thema zu sprechen.
Inwiefern werden Frauen in der Wahlberichterstattung anders dargestellt als Männer?
Schönhagen: Der Hauptbefund unserer Analyse lautet: Kandidatinnen in allen Sprachregionen sind in Textbeiträgen (Print und Online), Audio- und Videobeiträgen sowie auf Bildern im Vergleich zu den Wahllisten unterrepräsentiert. Bei den Kandidierenden, die in den Medien vorkommen, finden sich jedoch fast keine geschlechtsspezifischen Darstellungsmuster. Dies gilt mit Blick auf die Themenkontexte, in denen Kandidierende vorkommen, für die Zuschreibung von Eigenschaften, sowie für die Thematisierung von Äusserlichkeiten und (weitgehend) des Privatlebens. Von der Unterrepräsentation abgesehen, werden Kandidatinnen und Kandidaten in der Vorwahlberichterstattung also überwiegend gleichbehandelt. Die Vorwahlberichterstattung unterscheidet sich damit positiv von der generellen Darstellung von Frauen und Männern in Medien. Und die Resultate sind durchaus überraschend: International konstatiert eine Reihe von Studien, wenn auch nicht alle, eher einen gegenläufigen Trend, also weniger Unterrepräsentation, aber nach wie vor stereotype Darstellungsmuster.
Gibt es Strategien, um sich gegen den Sexismus, den man über Medien erfährt, zu wehren?
Puppis: Erstmal ist festzuhalten, dass sich die Berichterstattung vor den Wahlen positiv von der allgemeinen Darstellung von Männern und Frauen in den Medien unterscheidet. Hauptproblem sind im Wahlkampf also nicht sexistische Darstellungen, sondern die Unterrepräsentation von Kandidatinnen. Auf Seite der Medien ist es sicher nötig, innerhalb von Redaktionen für diese Problematik zu sensibilisieren. Auch die fehlende Diversität im Journalismus, gerade in Leitungsfunktionen, könnte eine Rolle spielen. Das haben wir aber nicht untersucht. Auf Seite der Parteien hilft es natürlich, wenn Frauen Leitungsfunktionen wie Parteipräsidien übernehmen. Damit werden sie von den Medien automatisch mehr beachtet. Das zeigt in unserer Studie auch der Fall der Grünen Partei, die – mit zwei Frauen als Kopräsidentinnen – als einzige eine angemessene Repräsentation in den untersuchten Medien erzielen konnten. Um genau diese Fragen geht es auch an der Podiumsdiskussion. Wir wollen gemeinsam mit Expertinnen aus Medien und Politik diskutieren, wie sich die aktuelle Situation verändern lässt.
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