15.11.2007

Dies academicus 2007


Freiburg, den 14. November 2007. Die Universität Freiburg feiert am 15. November 2007 ihren 118. Dies academicus und eröffnet damit offiziell das akademische Jahr 2007/08. Fünf Persönlichkeiten werden dieses Jahr mit der Doktorwürde geehrt. Die Festansprachen halten Erziehungsdirektorin Isabelle Chassot und der Ehrenpräsident Prof. Nicolas Michel, stellvertretender Generalsekretär und Rechtsberater der Vereinten Nationen. Der Festvortrag von Rektor Guido Vergauwen trägt den Titel «Wenn die Arche Schiffbruch erleidet…Von der Aufgabe der Universität angesichts der Grenzen des Wissens».



Die Universität Freiburg verleiht fünf Ehrendoktorate an folgende Persönlichkeiten:

Ulrich Luz
Die Theologische Fakultät ehrt Ulrich Luz, emeritierter Professor am Lehrstuhl für Neues Testament an der Christkatholischen und Evangelischen Fakultät der Universität Bern. Als akademischer Lehrer habe er die befreiende Botschaft des Neuen Testaments in der Sprache des heutigen Menschen weit über die Grenzen der Schweiz hinaus in den europäischen, asiatischen und afrikanischen Raum verbreitet, schreibt die Fakultät in ihrer Laudatio. Mit seinem Kommentar zum Matthäus-Evangelium setzte er einen epochalen Markstein in der neutestamentlichen Exegese. Luz leistete zudem einen wesentlichen theologischen Beitrag zum interreligiösen Dialog, ermöglichte den Aufbau von wissenschaftlichen Bibliotheken und biblischen Instituten in Sophia und Sankt Petersburg und steht seit Jahrzehnten im ökumenischen Gespräch mit dem katholischen Christentum. Sein Werk ist ein Beweis dafür, dass theologische Dichte und Aktualitätsbezogenheit nicht im Gegensatz zu historisch-kritischen Methoden stehen.

Jean Zermatten
Jean Zermatten, ehemaliger Jugendstrafrichter des Kantons Wallis, erhält von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät die Ehrendoktorwürde. Der gebürtige Walliser war Präsident der «Association internationale des magistrats de la jeunesse et de la famille». Er ist der erste Schweizer, der im Jahr 2005 Mitglied des UNO-Ausschusses für die Rechte des Kindes wurde, in dem er heute als Vizepräsident wirkt. Seit mehreren Jahren engagiert er sich zudem für die Weiterentwicklung des Jugendstrafrechts und der Kinderrechte, in der Schweiz wie auch auf internationalem Niveau. Das internationale Institut für Kinderrechte, das er in Sion gegründet hat, zeichnet gemeinsam mit der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Freiburg für das Nachdiplomstudium «Master of advanced studies in children’s rights» verantwortlich.

Aaron Cicourel
Prof. Aaron Cicourel wird von der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät mit dem Ehrendoktor gewürdigt. Der amerikanische Sozialwissenschaftler ist Professor an der University of California – San Diego am Departement für Soziologie, Pädiatrie und kognitive Wissenschaften. Er erhält die Auszeichnung für die innovativen Ansätze seiner wissenschaftlichen Tätigkeit. Cicourel’s Reflexionen zu sozialen Phänomenen in praktischer Anwendung setzen sich mit grundsätzlichen Fragen der Soziologie auseinander: Die soziale Ordnung, die Sozialisierung, das Fortbestehen und die Veränderung sozialer Strukturen. Seine kritische Studien zu quantivativen und qualitativen Verfahren in den Sozialwissenschaften und die von ihm entwickelten Neuerungen im ethnografischen Ansatz sind auf zahlreichen Ebenen von der Schule über die Justiz bis zur Medizin anwendbar. Cicourel ist massgeblich an der Erarbeitung einer ethnomethodologischen Perspektive beteiligt, indem er sich gleichermassen auf soziologischem wie geisteswissenschaftlichem Terrain bewegt. Im Rahmen dieser Forschungen arbeitete er mit Soziologen der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Freiburg zusammen.

Hélène Ahrweiler
Die Philosophische Fakultät verleiht Hélène Ahrweiler die Doktorwürde in Anerkennung ihrer international herausragenden Verdienste als Professorin und Forscherin. Geboren in Athen im Jahr 1926, hat die griechisch-französische Doppelbürgerin an den Universitäten von Athen und später der Sorbonne studiert, bevor sie Forschungsbeauftragte am «Centre national de la recherche scientifique» (CNRS) wurde. Dies war der Beginn ihrer Laufbahn als Forscherin und Dozentin auf dem Gebiet der byzantinischen Geschichte. Im Jahr 1967 wurde sie als Professorin an die Sorbonne berufen. In dieser Funktion engagierte sie sich in der Universitätsgemeinschaft, wurde Vizepräsidentin und später Präsidentin dieser Institution wie auch Vizepräsident der Französischen Konferenz der Universitätspräsidenten. Nach dem Amt als Rektorin der «Académie de Paris» und Vizepräsidentin des «Conseil supérieur de l’éducation nationale» wirkte sie als Präsidentin am «Centre national d’art et culture Georges Pompidou». Hélène Ahrweiler setzt sich für ein Überschreiten der Grenzen zwischen Nationen und Kulturen ein.

Anne-Marie Schönenberger
Die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät ehrt Dr. Anne-Marie Schönenberger mit der Doktorwürde. Die Direktorin des Petté-Spitals in Kamerun erhält diese Anerkennung für ihr menschliches Engagement und ihren aktiven und effizienten Kampf gegen Aids in Afrika. 1938 in Lausanne geboren, studierte sie Medizin an den Universitäten Freiburg und Lausanne. Während 40 Jahren hat sie sich als Chirurgin für den Zugang von Menschen aus benachteiligten Schichten und in benachteiligten Regionen zu ausreichender medizinischer Basisversorgung eingesetzt, durch den Aufbau und Betrieb des Grundversorgungsspitals in Pétte, Kamerun. Treibende Kraft für ihr Engagement ist die Idee einer langfristigen sozialen Entwicklung. Der berufliche Werdegang von Anne-Marie Schönenberger sei beispielhaft für den medizinischen Nachwuchs in einer Zeit, in der es gilt, ob der zunehmenden Spezialisierung der Medizin die Grundversorgung nicht zu vernachlässigen, schreibt die Fakultät in ihrer Laudatio.

Wissenschaftliche Preise:

Liechtenstein-Preis
Der Fürst-Franz-Josef-der-zweite-von-Liechtenstein-Preis wurde von Fürst Franz Josef im Jahre 1983 gestiftet. Der mit CHF 10'000 dotierte Preis wird alle zwei Jahre von der Universität Freiburg verliehen und zeichnet mit Vorrang herausragende wissenschaftliche Arbeiten aus, die sich mit dem christlichen Welt- und Menschenbild befassen.
Mit dem Liechtenstein-Preis 2007 wird Professor Max Küchler von der Theologischen Fakultät für sein Werk «Jerusalem. Ein Handbuch und Studienreiseführer zur Heiligen Stadt» ausgezeichnet.
Auf Antrag der Preiskommission zeichnet das Rektorat ein Werk aus, das die Frucht von über 15 Jahren Forschungstätigkeit von Freiburg aus und vor Ort in Jerusalem darstellt. Max Küchler hat mit seinem Buch einen begeisternden Zugang zu Jerusalem geschaffen, der zugleich ein wissenschaftliche Studie, ein Reiseführer und noch vieles mehr ist. Das Werk verbindet überzeugend Ansätze und Erfahrungen aus der Theologie, der Archäologie und der Kunstgeschichte und lässt so Jerusalem zum Eingangstor zur Welt der Bibel werden.

Prix Vigener
Mit den 1908 gestifteten Joseph Vigener-Preisen, die mit CHF 2'000 dotiert sind, werden jährlich herausragende Diplom-, Master- oder Doktorarbeiten ausgezeichnet. Am Dies academicus 2007 können Vigener-Preise in vier Fakultäten bekannt gegeben werden
- Der Prix Vigener der Rechtswissenschaftlichen Fakultät geht an Franca Contratto für ihre Dissertation mit dem Titel «Konzeptionelle Ansätze zur Regulierung von Derivaten im Schweizerischen Recht» und an Pascal Favre für seine Dissertation «Le transfert conventionnel de contrat – analyse théorique et pratique»;
- Der Prix Vigener der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät geht an Michael Beer für die Dissertation «Hedonic Elementary Price Indices – Axiomatic Foundation and Estimation Techniques»;
- Der Prix Vigener der Philosophischen Fakultät geht an Sybille Germann für ihre Dissertation «Vom Greis zum Senior: Bezeichnungs- und Bedetungswandel vor dem Hintergrund der Political Correctness»;
- Der Prix Vigener der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät geht an Robert L. Konsbruck für seine Masterarbeit «Rate Distortion Theory for Physical Processes».

Preis Jean-Louis Leuba
Die Theologische Fakultät verleiht den mit CHF 1’500 dotierten Preis an Dr. Abel Manukian für seine Studie «Die Sieben Wunden von Gimuri». Der vom 2005 verstorbenen Pastor Jean-Louis Leuba ins Leben gerufene Preis zeichnet theologische Arbeiten im Bereich Ökumene aus.

Interviews: Es besteht die Möglichkeit, mit den Ehrendoktoren oder den Referentinnen bzw. Referenten im Anschluss an den Dies academicus Interviews durchzuführen.

Fotos der Veranstaltung, der Ehrendoktoren und der PreisträgerInnen können am 15. November ab 14 Uhr unter http://www.unifr.ch/spc/alb/thumbnails.php?album=44 heruntergeladen werden.

Bitte Copyright Charly Rappo anbringen.

Quelle: Dienst für Kommunikation & Marketing, Tel.: 026 300 70 34, E-mail: marcom@unifr.ch