Medizin02.02.2017

Eine revolutionäre Technik für die Selektion von Nanopartikeln


Wissenschaftler der Universitäten Freiburg und Genf haben in Zusammenarbeit mit dem Adolphe Merkle Institute eine schnelle und kostengünstige Methode entwickelt, um die vielversprechendsten Nanopartikel der Biomedizin auszuwählen. Das neue Verfahren ermöglicht es ausserdem, Tierversuche zu reduzieren.

Dank ihrer winzigen Grösse kommen Nanopartikel für eine Vielzahl medizinischer Einsatzbereiche in Betracht. In der Onkologie beispielsweise vervielfachen sich die Forschungen und versprechen präzisere, effizientere und weniger schmerzhafte Behandlungsweisen. Der Nachteil: für die Forschenden ist es extrem schwierig, die Interaktionen der Nanopartikel mit dem Immunsystem vorherzusehen. Dank der Analyse der Partikel mit der Flusscytometrie – einer von Forschenden der Universitäten Freiburg und Genf entwickelten Technik, im Kontext des nationalen Kompetenzzentrums "Bio-Inspired Materials – ist dieses Problem heute im Begriff, gelöst zu werden.

Sorgfältig ausgesuchte Nanopartikel
Damit sie in der Medizin verwendet werden können, müssen Nanopartikel für den menschlichen Organismus unbedenklich und zugleich imstande sein, das Immunsystem zu umgehen. Und das alles ohne ihre Wirkungskraft zu verlieren. „Es braucht Jahre in einem Labor, um ein Nanopartikel zu entwickeln und doch weiss man nicht, welche Auswirkungen es auf einen lebenden Organismus hat. Es bestand darum ein reeller Bedarf einer effizienten Methode zur Auslese, die sich ab Beginn der Entwicklung eines neuen Produkts anwenden lässt.“ erklärt Carole Bourquin, Prof. an den Fakultäten der Medizin und der Naturwissenschaften der Universität Genf, die die Forschungen geleitet hat. „Falls sie nicht kompatibel sind, haben wir wertvolle Zeit verloren.“
Dank der Flusscytometrie gelingt es dem Team von Prof. Bourquin, im Rekordtempo von weniger als einer Woche das medizinisch ideale Nanopartikel auszuwählen. Früher bedurfte dies mehrere Monate Arbeit.

Auswählen heisst sparen
Das von den Universitäten Genf und Freiburg entwickelte Verfahren erfreut sich bereits eines beträchtlichen Erfolgs unter den Entwicklern neuer Partikel. Es erlaubt nicht nur, die Kosten zu senken sondern auch Tierversuche zu reduzieren. Die neue Methode eröffnet auch Möglichkeiten einer zusehends aufs Individuum angepasste Behandlung einiger Krankheiten. Ein Beispiel von vielen: Indem die Wirkung von Nanozellen auf isolierte Tumorzellen eines Patienten getestet wird, wird es theoretisch möglich, die effizienteste Behandlungsmethode für den betreffenden Patienten zu identifizieren. Es bleibt abzuwarten, ob die Praxis diese Hypothese bestätigt.

Artikel erschienen im Royal Society of Chemistry