25.06.2013

Abnehmen im Stehen? Nicht unbedingt...


Ist Bewegungsmangel am Arbeitsplatz ein Faktor für Fettleibigkeit? Eine an der Universität Freiburg durchgeführte Studie bringt neue Erkenntnisse im Zusammenhang mit der Berechnung des Energieverbrauchs in der Sitz- oder Steharbeitsposition und zu deren Auswirkungen auf Gewichtsänderungen.


Von Sitzungen im Stehen erhoffen sich einige Unternehmen mehr Effizienz. Doch sind sie auch gut für die Linie? (Bild: Thinkstock)

Kann weniger sitzen während der Arbeit das Krankheitsrisiko reduzieren und die Lebenserwartung erhöhen? Diese Frage hat sich die Forschungsgruppe von Prof. Abdul Dulloo vom Departement für Medizin an der Universität Freiburg gestellt. Verschiedene bisherige Studien, welche die sitzende Körperhaltung und die Kombination aus aufrechter Position und Bewegung verglichen, belegen, dass eine Reduktion der sitzenden Arbeitszeit um drei Stunden das Leben um zwei Jahre verlängern kann. Auch wenn die Testwerte zweideutig sind und signifikante Unterschiede aufweisen (eine Variation von 0% bis 20% Energieverlust, wenn eine Person steht), lenken sie dennoch das Interesse auf Anwendungsstrategien, die es ermöglichen, die sitzende Tätigkeit am Arbeitsplatz zu reduzieren, wie beispielsweise ein Wechsel in eine stehende Arbeitsposition.

Die Freiburger Forschenden stellten fest, dass diese Berechnungen über einen sehr langen Zeitraum durchgeführt wurden und daher notwendigerweise eine Bewegung mit ungeeigneten Geräten implizieren. Aufgrund dessen interessierten sich die Wissenschaftler nicht nur für die Grössenordnung der Veränderungen des Energieverbrauchs zwischen der sitzenden und stehenden Position, sondern vor allem für deren zeitlichen Verlauf. Die Forschenden beobachteten Minute für Minute den Kalorienverbrauch, die Herzfrequenz und den Atmungsquotienten der 22 jungen Erwachsenen mit normalem Gewicht und guter Gesundheit, die während 10 Minuten in jeder Position platziert wurden. Dazu verwendeten die Wissenschaftler das System der indirekten Kalorimetrie, welches den Energieverbrauch des Körpers über die Sauerstoffaufnahme mit Hilfe einer Atemhaube und an körperliche Positionsänderungen angepasst, berechnet. Mit diesem System wird der Stoffwechsel der Probanden so wenig wie möglich gestört.

Das Ergebnis unterscheidet drei Phänotypen: ein Drittel der Teilnehmenden zeigt fast keinen Unterschied zwischen den beiden Positionen; nur vier der Teilnehmenden weisen Anzeichen von Anstrengung auf, wenn sie stehen; die restlichen zehn Teilnehmenden haben, basierend auf Messungen in der Sitzposition, während der zweiten stehenden Zeithälfte, also in den letzten fünf Minuten, weniger Energie verbraucht.


Die Probanden lassen sich, gemessen an ihrem Energieverbrauch beim Stehen, in drei Gruppen einteilen. (Klicken zum Vergrössern)


Die Studie ermöglicht neue Perspektiven in Bezug auf das Verständnis der metabolischen und psychomotorischen Grundlage der Variabilität des Energieverbrauchs, wenn die stehende Position lediglich für kurze Zeit eingenommen wird. Sie hinterfragt ebenfalls den Nutzen, stehende Arbeitspositionen anzubieten, um den Energieverbrauch und die Gewichtskontrolle zu fördern. Wird das verlockende Ziel, während der Arbeit Gewicht zu verlieren, jemals erreicht werden?

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Kontakt:
Abdul Dulloo, Titularprofessor in Physiologie am Departement für Medizin der Universität Freiburg, 026 300 86 24, abdul.dulloo@unifr.ch