Editorial
Es gibt Momente, in denen eine Idee die Welt verändert. Archimedes soll «Heureka!» gerufen haben, als er das Prinzip der Verdrängung entdeckte – Sinnbild für den plötzlichen Funken der Erkenntnis, für den Moment, in dem alles zusammenfindet und klar wird.
Doch so schön dieses Bild des sprichwörtlichen Geistesblitzes auch sein mag: Kaum etwas entsteht aus dem Nichts. Jede Erfindung trägt Spuren früherer Ideen, gesammelter Erfahrungen, vergangener Versuche. Entdeckungen beruhen auf der Analyse des Bestehenden, auf der Fähigkeit, quer zu denken. Und nicht selten auf Missverständnissen – oder auf Zufall.
Christoph Kolumbus «stolperte» gewissermassen über Amerika, Alexander Fleming entdeckte Penicillin, weil ein Schimmelpilz seine Petrischalen verunreinigte. Auch die Mikrowelle, Post-it-Haftnotizen oder Cornflakes verdanken ihre Entstehung eher dem Zufall als einem genialen Plan. Aber: Nur mit entsprechendem Wissen lässt sich der Moment erkennen, der plötzlich eine neue Richtung eröffnet und den Weg zu etwas ganz Neuem ebnet.
Brauchen Wissenschaft und Entdeckergeist also auch ein Quäntchen Glück – oder Zufall?
Sicher ist, dass beides ohne Expertise nirgendwo hinführt. Oder anders gesagt: Die wenigsten Menschen entdecken ein physikalisches Prinzip, wenn sie in der Badewanne sitzen.
Wir brauchen die Neugierde, die Kreativität und die Expertise der Forschenden, um immer wieder Neues zu entdecken – und Bestehendes weiterzubringen.
Vielen Dank den Wissenschaftler_innen der Unifr dafür, dass Sie ihr Wissen und ihre Forschung mit uns teilen. Und ein grosses Merci den Leser_innen für Ihre Treue.
Ich wünsche allen frohe Festtage und ein neues Jahr voller Neugierde,
Claudia Brülhart
Chefredaktorin
