2016 - Besuch der Schlarafia Berna
Im Rahmen der Vorlesung ‚Religion, Humor und die Grenzen der Toleranz' führte Prof. Dr. Oliver Krüger im November 2016 eine interessierte Gruppe von Studierenden in die Geheimnisse der Schlarafia Berna ein.
Bei den ‚Schlaraffen‘ handelt es sich um einen 1859 in Prag gegründeten Männerbund mit heutigem Hauptsitz in Bern, der unter dem Wahlspruch in arte voluptas (in der Kunst liegt der Genuss) Freundschaft unter Gleichgesinnten kultivieren will. Schlaraffische Sippungen (Zusammenkünfte) laufen nach einem sorgfältig tradierten Protokoll ab und parodieren auf anspruchsvolle Art und Weise Elemente der freimaurerischen Rituale und der studentischen Verbindungskultur.
Im Zentrum der Exkursion standen die parodistisch überhöhten symbolischen, rituellen und materiellen Anspielungen auf verschiedene religiöse Traditionen und parareligiöse Strömungen. So lässt sich an den Schlaraffen beispielsweise im Sinne ritualdynamischer Überlegungen nachzeichnen, was mit einem Ritual geschieht, wenn es seines Ursprungskontextes enthoben und sinnentleert oder umgedeutet wird und es lässt sich fragen, wie diese Prozesse auf die Wahrnehmung der Ursprungstraditionen zurückwirken.
Wer nach dieser Exkursion die Schlaraffenburg in Bern wieder verliess, fühlte sich wie nach einer Zeitreise: Mitten im Herzen der Altstadt Berns blüht eine verborgene humoristische Kultur, von der nur Eingeweihte wissen. Einzig der Uhu am Eingangsportal verrät Sachkundigen, dass im Untergeschoss des historischen Gebäudes an der Postgasse eine Gruppe von Schlaraffen Kultur und Kunst miteinander teilt und dabei augenzwinkernd Bezug auf jahrhundertealte Traditionen nimmt.