BA-Seminar: György Lukacs, Von Theorie des Romans zu Geschichte und Klassenbewusstsein (pmc, ars)
UE-L01.02683
Enseignant(s): Flack Patrick |
Cursus: Bachelor |
Type d'enseignement: Séminaire |
ECTS: 3 |
Langue(s) du cours: Allemand |
Semestre(s): SA-2025 |
Das Seminar widmet sich der Entstehung und Wirkung von Georg Lukács’ Schlüsselwerk Geschichte und Klassenbewusstsein (1923), das zu den einflussreichsten Texten des westlichen Marxismus zählt. Im Zentrum stehen dabei Lukács’ Theorie der Verdinglichung, seine Auffassung von Klassenbewusstsein und Totalität, sowie die Vermittlung von Subjektivität und Geschichte im historischen Materialismus.
Zur Vorbereitung der Lektüre analysieren wir in der ersten Phase des Seminars zentrale Texte aus Lukács’ Frühwerk – darunter Die Theorie des Romans und Die Seele und die Formen. Diese Werke markieren Lukács’ Übergang vom ethischen Idealismus eines vormarxistischen Kulturphilosophen hin zu einem dialektischen Denken, das sich zunehmend auf Gesellschaftsstruktur und Geschichte richtet. Dabei wird auch auf seine Auseinandersetzung mit der Tragödie, der Moderne und der ästhetischen Form eingegangen.
Der zweite Teil des Seminars konzentriert sich auf Geschichte und Klassenbewusstsein. Wir rekonstruieren Lukács’ zentrale Begriffe im Kontext des revolutionären Marxismus der 1920er Jahre, und setzen sie in Beziehung zur klassischen deutschen Philosophie (besonders Hegel) sowie zur russischen Debatte über Partei, Bewusstsein und Praxis.
Abschließend thematisieren wir Lukács’ späteres Verständnis von „Realismus“ – sowohl im Sinne einer ästhetischen als auch einer erkenntnistheoretischen Kategorie – und untersuchen die Verbindung zwischen seiner marxistischen Theorie und dem russischen Realismus (z.B. Dostojewski, Tolstoi). Die Spannungen zwischen revolutionärer Theorie und literarischer Darstellung bleiben dabei ein roter Faden.