BA-Seminar: Aristoteles’ Handlungstheorie und Theorie der Verantwortung (pan, eme, epp)
UE-L01.02699

Enseignant(s): Lienemann Béatrice
Cursus: Bachelor
Type d'enseignement: Séminaire
ECTS: 3
Langue(s) du cours: Allemand
Semestre(s): SA-2025

Im Seminar soll anhand der einschlägigen Textstellen aus den ethischen Schriften Aristoteles’ Auffassung von Handlung und Verantwortung so genau wie möglich rekonstruiert und deren besondere Schwierigkeiten untersucht und ausführlich diskutiert werden. Zunächst muss betrachtet werden, was Aristoteles unter einer Handlung versteht und welche notwendigen und hinreichenden Bedingungen er für sie benennt. Verfügt er über einen einzigen Handlungsbegriff, oder lassen sich verschiedene Begriffe unterscheiden? Spricht Aristoteles auch Kindern und Tieren Handlungen zu? Um das Spezifische menschlicher Handlungen zu bestimmen, werden das Zusammenspiel sowie die jeweiligen Besonderheiten von Wunsch (boulêsis) und Abwägung (bouleusis) zu betrachten sein, die gemeinsam zu einer Entscheidung resp. einem Entschluss (prohairesis) zum Handeln führen. Die Fähigkeit zu Entscheidungen unterscheidet Menschen von anderen Lebewesen. Für Handlungen, für die sich jemand nach einem Abwägungsprozess wissentlich und ohne äußeren Zwang entschieden hat, ist man laut Aristoteles auch verantwortlich (aitios). Eine wichtige Frage in Bezug auf die Möglichkeit und die Bedingungen von Verantwortung wird die nach der Bedeutung der Charaktertugenden sein. Die Charaktertugenden erwirbt der Mensch im Laufe der Erziehung durch Eingewöhnung; sie sind dafür ausschlaggebend, was für ein Mensch jemand ist, d.h., welche affektiven Einstellungen man hat und wie man dementsprechend handelt. Fasst man die aristotelische Position in diesem Sinne als einen ethischen Determinismus auf, so stellt sich die Frage, wie überhaupt Verantwortung für Handlungen noch möglich ist, wenn diese automatisch aus den gefestigten Charaktereigenschaften resultieren, die man erworben hat.


Documentation

  • Aristoteles: Ethica Nicomachea, rec. I. Bywater, Oxford 1894 (Nachdruck: 1962).
  • Aristoteles: Ethica Eudemea, rec. R.R. Walzer/J. M. Mingay, Oxford 1991.
  • Broadie/Rowe: Aristotle: Nicomachean Ethics, Oxford, 2002.
  • Wolf, Ursula: Aristoteles: Nikomachische Ethik, Hamburg 2006.
  • Woods, Michael: Aristotle: Eudemian Ethics, Books I, II, and VIII, Oxford 2005.
  • Frede, Dorothea: „Aristoteles und der freie Wille“, in: Katja Crone/Robert Schnepf/Jürgen Stolzenberg (Hrsg.): Über die Seele, Berlin: Suhrkamp, 2010, S. 35-55.
  • Susan Sauvé Meyer: Aristotle on Moral Responsibility, Cambridge: Blackwell, 1993.