Seminar: Exilliteratur – Exilfiktionen – Exilforschung / Exile: littérature – fictions – recherches
UE-L10.00176

Dozenten-innen: Fries Katja
Kursus: Master
Art der Unterrichtseinheit: Seminar
ECTS: 3
Sprache-n: Zweisprachig d/f
Semester: SA-2020

„Im Exil...! Und doch: was Besseres könnte sich ein Schriftsteller
für seine Biographie nicht wünschen, die er so mit Ovid und Dante,
und Tasso, mit Heine, mit Büchner, mit Victor Hugo und Zola teilen darf.“


aus: Walter Mehring: Die verlorene Bibliothek. Autobiographie einer Kultur. New York 1952

 

Das Seminar bietet die Gelegenheit, eine Auswahl der Exilliteratur vom Ende des 18. Jahrhunderts bis heute kennenzulernen. Zu Exilfiktionen gehören Literatur, Kunst, Film sowie Lebensdokumente von Menschen, die aufgrund politischer, religiöser oder ethnischer Gründe ins Exil fliehen müssen und die Exilerfahrungen literarisch oder künstlerisch zur Sprache bringen. Seit je erleben die Exilierten eine Odyssee; man denke nur an die aktuellen Flüchtlinge aus Afghanistan, Libyen und Syrien, die unter extremen Bedingungen nach Europa fliehen.

Die Auswahl der Werke, die einer chronologischen Zäsur: vor, während und nach der NS-Diktatur folgt, orientiert sich an intertextuellen, intermedialen und interkulturellen Kriterien und berücksichtigt zudem Texte und Filme, die das Exil imaginieren, auch ohne dass die Autorinnen und Autoren selbst im Exil waren. Hierbei fällt auf, dass viele künstlerische und literarische Werke gerade vor dem historischen Kontext großer Flüchtlingswellen entstehen.

Ziel des Seminars ist es, transnationale, transhistorische und transkulturelle Ansätze der aktuellen Exilforschung gewinnbringend auf literarische Texte anzuwenden. Bei der Textanalyse sind sowohl die Narrationen des Exils (Erzählmodelle, Arbeitsbedingungen) wie auch ihre theoretischen Perspektivierungen (Interkulturalität, Geschlechterforschung) zentral. Daneben wird nach dem Verhältnis von Exil und Erinnerung gefragt und die originelle Transformierung literarischer Modelle von Homer bis Heine untersucht.

Die definitive Liste der Lektüre soll sich nach den Wünschen der Studierenden richten und kann demzufolge angepasst werden.