Forschungsprojekte an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät

Die Legitimität der Pandemiegouvernanz stärken

Die pandemischen Massnahmen, welche die Regierungen während der Covid-19-Pandemie ergriffen, haben zu zahlreichen politischen und staatsrechtlichen Kontroversen geführt. Wurde die Demokratie ausgehebelt oder erfordern Krisen eine Konzentration der Macht in den Händen der Regierungen? Haben pandemische Massnahmen die Menschenrechte «diktatorisch» eingeschränkt oder Regierungen zu wenig unternommen, um vulnerable Personen zu schützen? War der Föderalismus ein Problem oder eine Chance?

Das europäische Forschungsprojekt «Legitimate Crisis Governance in Multilevel Systems», kurz: LEGITIMULT, sucht Antworten auf diese Fragen. Das Projekt mit einem Budget von knapp 3,7 Millionen Euro untersucht die pandemischen Massnahmen von 31 europäischen Ländern und setzt sich zum Ziel, Empfehlungen für eine bessere Pandemiegouvernanz zu erarbeiten.

Die Covid-19-Krise hat Demokratien einem gewaltigen Stresstest ausgesetzt. LEGITIMULT erforscht, wie die verschiedenen Länder, die EU und die WHO pandemische Entscheide getroffen haben und welche Auswirkungen die Zuständigkeiten und Verfahren auf die Legitimität der Pandemiegouvernanz hatten. Die Forschenden interessieren sich dabei vor allem für die Frage, wie mehrstufige Staaten rasch, effizient und legitim auf Krisen reagieren können. Dabei werden alle Ebenen in den Blick genommen: die lokale, die regionale, die nationale, die europäische und die globale.

Am Projekt sind Forschende unterschiedlicher Disziplinen beteiligt, denn neben den rechtlichen Rahmenbedingungen sollen auch die Beteiligung an Entscheiden, ihre Auswirkungen auf das Vertrauen der Bevölkerung, die wirtschaftlichen Folgen und die Situation besonders vulnerabler Menschen untersucht werden. Ziel ist es, wissenschaftlich fundierte Empfehlungen zur Verbesserung der Krisengouvernanz zu erarbeiten. Diese sollen am Ende des Projekts einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Neben dem Institut für Föderalismus sind verschiedene Forschungsinstitutionen aus zehn europäischen Ländern sowie internationale Organisationen am Projekt beteiligt. Administrativ liegt die Leitung des Projekts beim Institut für vergleichende Föderalismusforschung der Eurac in Bozen, wissenschaftlich wird es vom Internationalen Forschungs- und Be­ratungszentrum (IRCC) des Freiburger Instituts für Föderalismus koordiniert, das federführend an der Ausarbeitung des Projekts beteiligt war. Unter der Leitung von Prof. Eva Maria Belser wirken Dr. Sören Keil, Dr. Edina Szöcsik, Thea Bächler und weitere Forschende am Projekt mit.

Titel: «Legitimate Crisis Governance in Multilevel Systems» (LEGITIMULT)
Projektleiterin: Prof. Eva Maria Belser, Internationales Forschungs- und Beratungszentrum (IRCC) des Freiburger Instituts für Föderalismus
Mitarbeiter_innen: Dr. Sören Keil, Dr. Edina Szöcsik, Dr. Verena Richardier, Thea Bächler, Daan Smeekens (für die Universität Freiburg)
Finanzierung: 3 Millionen Euro finanziert durch die EU im Rahmen des Programms Horizon sowie 660’000 CHF durch das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI
Dauer: 3 Jahre von Oktober 2022 bis Ende September 2025


Institutionnaliser le droit de l’homme à la science

Le droit de l’homme à la science est garanti depuis longtemps par le droit international, mais il demeure encore méconnu des praticien·ne·s et des chercheurs·euses. Il s’agit de l’intérêt de tout·e chercheur·euse, mais aussi de toute personne, à participer à l’entreprise scientifique et à avoir accès aux bénéfices du progrès scientifique, ainsi qu’à être protégée contre les effets négatifs de la science. Le projet FNS de quatre ans (2022 – 2025) mené par la Prof. Samantha Besson, avec la collaboration de Louise Philippossian (doctorante) et Katja Achermann (postdoctorante), propose d’explorer les moyens d’institutionnaliser la coopération internationale relative au droit de l’homme à la science. Les obligations et responsabilités qui en découlent ne sont en effet pas seulement dues par chaque Etat ou organisation internationale aux personnes relevant de sa juridiction, mais doivent également être considérées comme des obligations et responsabilités collectives que ces institutions doivent assumer ensemble. Dans les circonstances récentes de pandémie, il est difficile de penser à un thème d’une plus grande pertinence politique, mais aussi sociale et économique.


In Kürze

  • Verfügt ein Arbeitgeber nicht über eine eigene Pensionskasse, sondern schliesst sich einer externen Vorsorgeeinrichtung an, wird die Rechtsbeziehung zwischen ihm und der Vorsorgeeinrichtung durch einen sog. Anschlussvertrag geregelt. Adrian Hodler untersucht in seiner Dissertation, unter welchen Voraussetzungen ein solcher Vertrag gültig abgeschlossen werden kann, welche Pflichten sich daraus ergeben und welche Modalitäten beachtet werden müssen, um ihn zu beenden.

  • En droit international, seuls les Etats sont dotés d’un territoire. La thèse de doctorat de Nadia Signorell interroge l’inscription territoriale du droit de l’Union européenne (UE) et évalue ses effets sur le droit international des Etats et des organisations internationales. Par l’examen de quelques domaines du droit, elle soutient que la présence d’oppositions entre les logiques spatiales et territoriales à l’œuvre dans l’ordre juridique de l’UE nécessite une appréciation approfondie du «territoire» de l’UE au regard du droit international.

  • Unsere Natur, unsere Landschaften und unser Wald sollen erhalten bleiben. Jedoch kann oder will man etwas nicht immer erhalten, etwa wenn es um die Energieproduktion geht. Für einen solchen Konfliktfall kennt das schweizerische Natur- und Heimatschutzrecht bzw. Waldrecht eine Kompromisslösung: Wenn ein Eingriff nicht vermieden werden kann, muss er kompensiert werden. Die Vorteile und Herausforderungen dieser Kompensation nach NHG und WaG untersucht Tamara Chantal Wanner in ihrer Dissertation.

  • La thèse d’Alexandra Rayroux traite des sûretés en droit public. Elle a pour but d’offrir une vision d’ensemble sur le droit public des sûretés, domaine qui ne fait à ce jour pas l’objet d’une réglementation générale en droit suisse. Elle propose une analyse du contexte juridique général qui entoure ces garanties, avant de présenter le régime de garanties personnelles et réelles choisies, ainsi que les spécificités liées à la réalisation des sûretés de droit public.

  • Gerichtsverfahren sind langwierig und teuer, aussergerichtliche Streitbeilegungen dagegen schnelle, kostengünstige Alternativen. Der Gesetzgeber anerkennt aussergerichtliche Streitbeilegungen – nebst der Mediation in der ZPO – seit der Revision des Verjährungsrechts im starren Bereich der Verjährung, in dem sie in Art. 134 Abs. 1 Ziff. 8 OR des Hemmungskatalogs begünstigt werden. Raja-Marie Achermann setzt sich in ihrer Dissertation mit komplexen, theoretischen Fragen zum Gefüge der Verjährung auseinander und arbeitet praktische Aspekte der Hemmungsvereinbarung heraus.

  • Louis Frédéric Muskens rédige une thèse de doctorat sur le statut de la personne morale en droit pénal. Il y analyse comment le droit pénal matériel et formel appréhende cette construction de droit civil et porte un regard critique sur l’évolution de ces disciplines. Il dénonce le recours aux sanctions administratives pour pallier les réticences du droit pénal à sanctionner les personnes morales et formule des propositions de réforme concrètes sur le plan tant macro- que microstructurel.
Drittmittel für die Forschung (Aufgewendete Mittel in Mio. Franken)