Erzählen intermedial. Erzählkompetenz für das 21. Jahrhundert
Wo immer Menschen sind, da wird erzählt. Die Erzählung als Form der Verständigung, Sinnstiftung und Weltdeutung ist, wie Roland Barthes schon 1966 konstatiert hat, «international, transhistorisch, transkulturell». Erzählt wird aber nicht nur überall auf der Welt, sondern zugleich in fast allen Bereichen jeder einzelnen Gesellschaft, im Alltag ebenso wie in der Literatur, bei der Arbeit, in Schule und Universität, beim Arzt, in der Kirche, vor Gericht, auf der Bühne, in Kino und Fernsehen, mündlich und schriftlich, analog und digital.
Ausgehend von dieser Beobachtung hat die Erzählforschung ihren Gegenstandsbereich und ihr Begriffsrepertoire in den letzten Jahrzehnten deutlich erweitert. Neben dem literarischen Erzählen wird zunehmend das in anderen kommunikativen Zusammenhängen und medialen Ausprägungen untersucht: Die Narration im Film etwa, im Comic, im Game oder im Theater. Verstärktes Interesse hat aber auch die Nutzung erzählerischer Verfahren in der Alltagskommunikation gefunden, z.B. in Politik, Werbung oder im Kontext der Wissensvermittlung (Journalismus, Geschichtsschreibung, o.ä.). Parallel zu dieser Entwicklung hat sich auch im Deutschunterricht die Analyse auf Gegenstände ausserhalb des Buchdrucks erweitert.
In der Weiterbildung sollen Konzepte und Kompetenzen der intermedialen Erzählforschung kennengelernt und in Beispielanalysen erprobt werden. Im Anschluss an eine Auffrischung von Grundkenntnissen der literaturwissenschaftlichen Erzähltextanalyse wollen wir der Frage nachgehen, was das Erzählen in Medien wie der Literatur, dem Film, dem Comic bzw. der Graphic Novel kennzeichnet und voneinander unterscheidet. Im Sinne des Rahmenlehrplans der Maturitätsschulen (und der Perspektiven für die Maturitätsreform 2027) werden wir uns intensiv auch dem Erzählen in der digitalen Kommunikation widmen und der Frage nach den Grenzen und Schwierigkeiten erzählerischer Sinnbildung (narrative fallacy etc.). Gleichzeitig werden wir auf diese Weise die Frage stellen, ob die neuen Medien wie Film und Computer tatsächlich jenseits von Epik, Dramatik und Lyrik stehen.
Ziele
Das Weiterbildungsseminar
- stellt etablierte und aktuelle Positionen der intermedialen Erzähltheorie vor;
- vermittelt Begriffe und Verfahren zur Analyse des Erzählens in Film, Comic, Graphic Novel und verschiedenen Alltagszusammenhängen;
- beleuchtet Erzählen und Erzählkompetenz im Zeichen der Digitalisierung;
- regt zur kritischen Reflexion erzählerischer Sinnbildung an;
- fördert den Austausch von Unterrichtserfahrungen im Kontakt mit Literatur- und Medientheorie.
Ein Reader mit den theoretischen und literarischen Texten sowie Bildmaterialien, die im Rahmen der Weiterbildung analysiert und diskutiert werden sollen, wird den Teilnehmenden drei Wochen vor der Veranstaltung zur Verfügung gestellt.
Zielgruppe
Lehrpersonen der Sekundarstufe I und II
Kursverantwortliche und Referierende
Kursleitung
- Müller Ralph, Prof. Dr., Neuere deutschsprachige Literatur, Departement für Germanistik, Universität Freiburg
- Kindt Tom Oliver, Prof. Dr., Neuere deutschsprachige Literatur, Departement für Germanistik, Universität Freiburg
Daten und Orte
Datum | Ort |
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06.11.2025 von 09:15 bis 17:00 | Universität Freiburg, Weiterbildungsstelle |
Eckdaten
Anmeldefrist | 06.10.2025 |
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Daten | 6. November 2025 09.15–17.00 Uhr |
Dauer | 1 Tag |
Kosten | CHF 250.– |
Typ | Seminar / Kurs |
Sprache | Deutsch |
Medien und Dokumente
Ort(e)
Universität Freiburg, WeiterbildungsstelleKontakt
Weiterbildungsstelle, Universität Freiburg, Rue de Rome 6, 1700 Freiburg
Email
026 300 73 47