Kryosphäre25.01.2022

1,5 Millionen Franken für die Kryosphärenforschung in Asien


Während die Gletscher weltweit schrumpfen, zeigen die Gletscher im Pamir-Gebirge in Zentralasien weniger Veränderungen. Sie und die anderen Komponenten der Kryosphäre (Schnee und Permafrost) sind die grossen Unbekannten, wenn es um künftige Veränderungen des Abflusses und der Naturgefahren geht. In den nächsten vier Jahren wird ein Forschungskonsortium unter der Leitung der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL und der Universität Fribourg diese einzigartige Umgebung umfassend untersuchen. Das Swiss Polar Institute (SPI) hat 1,5 Millionen Franken für diese SPI-Flaggschiff-Initiative bewilligt.

Das Pamirgebirge in Zentralasien erstreckt sich über eine Fläche von etwa 120.000 km², von der etwa ein Zehntel vergletschert ist. Es liegt am Übergang zwischen dem Tien-Shan- und dem Karakorum-Gebirge und verlor - im Gegensatz zu den meisten anderen Gletschern in Asien und weltweit - in den letzten 20 Jahren nur wenig an Eismasse.  Mittelfristig bedroht der Klimawandel aber auch dieses Eis, das die Wasserversorgung des Amu-Darja-Beckens sicherstellt. Studien haben belegt, dass dieses wichtige Wasserschloss besonders anfällig für künftige Klimaänderungen ist.

Im Rahmen der SPI-Flagship-Initiative gehen über 30 Schweizer Forschende dem Geheimnis des anomalen Eises in dieser Region auf den Grund. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion gibt es von dort nur wenige Messdaten. In insgesamt sechs Teilprojekten untersuchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Veränderungen von Schnee, Gletschern und Permafrost, sowie deren Folgen für den Wasserabfluss, die Ökologie und Naturgefahren. Andere Forschungsarbeiten werden die Geschichte der sowjetischen Gletscherforschung in der Region aufarbeiten, was eine wichtige Grundlage für aktuelle Fragestellungen bildet. Ein Eisbohrkern aus grosser Höhe wird das vergangene Klima der Region dokumentieren, während meteorologische Stationen die aktuellen Bedingungen erfassen.

Diese Messungen vor Ort werden in den nächsten vier Jahren entscheidende Daten für die Modellierung der Zukunft der Eismassen und des daraus fliessenden Wassers liefern. «Angesichts des sich abzeichnenden Endes der Pamir-Karakorum-Anomalie ist dies eine zeitgemässe und dringende Aufgabe», sagt Francesca Pellicciotti, die Co-Studienleiterin von der WSL.

> Bild: Eine meteorologische Messstation, die im Rahmen eines Schweizer Projekts im Juni 2019 im nordwestlichen Pamir in Tadschikistan installiert wurde. (Foto: Evan Miles)