Herbstsemester 202120.09.2021

Mit Zertifikatspflicht zurück zu mehr Präsenzunterricht


Das Herbstsemester 2021 beginnt für die knapp 11'000 Freiburger Studierenden mit einer Zertifikatspflicht und wieder deutlich mehr Präsenzunterricht. Diese Übergangslösung ist auch von den Vorgaben der Behörden geprägt. Wie wichtig der persönliche Kontakt ist, zeigt auch eine Umfrage bei den Studierenden. Forschende der Universität Freiburg beteiligen sich derweil in ihren unterschiedlichen Gebieten an den Debatten und der Bewältigung der Pandemie. Aufgrund der unsicheren politischen Rahmenbedingungen stellen sich weitere Herausforderungen für den Schweizer Forschungs- und Bildungsstandort. Die Universität hat überdies ihre Mehrjahresplanung 2023-2027 auf der Grundlage der Strategie 2030 verabschiedet.

Die Universität Freiburg freut sich, das Herbstsemester im Präsenzmodus zu starten. Ein realer Austausch vor Ort hat diverse Vorteile, wie die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte zu analysieren, vernetzt zu denken sowie differenziert zu argumentieren, aber auch andere Meinungen zu reflektieren und zuzulassen. Solche Begegnungen und Auseinandersetzungen sind deshalb zentral für die Qualität der universitären Lehre.

Kein Ausschluss, aber auch keine gleichwertige Qualität
Wer sich nicht impfen lassen möchte und nicht als genesen gilt, kann dennoch weiterstudieren. Mithilfe eines negativen Tests können Studierende ebenfalls vor Ort teilnehmen. Zudem werden für alle Lehrveranstaltungen Unterrichtsmaterialien zur Verfügung gestellt. Die Qualität und Identität dieser Online-Angebote ist jedoch nicht mit derjenigen der Präsenzlehrveranstaltungen zu vergleichen. Deshalb ist die aktuelle Situation als Übergangs- und nicht als Dauerlösung zu sehen.

Umfrage zeigt Auswirkungen des Fernunterrichts auf
Im Mai 2021 hat die Dienststelle Uni-Social eine Online-Umfrage bei den Studierenden ab dem dritten Semester durchgeführt. Aus den rund 1500 Antworten geht hervor, dass das Gefühl des Alleinseins, der sozialen Isolation, des Motivationsverlusts und der Lernschwierigkeiten Auswirkungen sind, die von den Studierenden im Rahmen des Fernstudiums im Frühlingssemester 2021 häufig genannt wurden. Obwohl 61% der Studierenden ihre Lebensqualität insgesamt als zufriedenstellend beurteilten und sogar 63% mit den Bedingungen des Fernunterrichts zufrieden sind, gab es auch beunruhigende Feedbacks.

27% der Studierenden berichten von einer eher prekären finanziellen Situation, 28% überlegten sich gar, ihr Studium abzubrechen. 70% der Studierenden schätzen ihr Stressniveau überdurchschnittlich hoch bis sehr hoch ein. Als Hauptstressoren wurden studienbedingte Arbeitsbelastung (61%), Studienorganisation und -planung (39 %), Verunsicherung über die berufliche Zukunft (38%) und das Gefühl der sozialen Isolation (38%) genannt.

Ziel des Projekts war es auch, mit den Studierenden in Kontakt zu treten und ihnen konkrete und unmittelbare Unterstützung anzubieten. So verfügt die Universität mit Uni-Social über eine Dienststelle, die die Studierenden finanziell unterstützen sowie beraten und coachen kann. Die psychologische Studierendenberatung unterstützt Studierende und Mitarbeitende bei belastenden Situationen, während die Career Services Studierenden und Doktorierenden praktische Angebote bei der Vorbereitung auf den Berufseinstieg anbieten.

Studierendenzahlen steigen weiter
Wie bereits vor einem Jahr ist mit einem weiteren Anstieg der Studierendenzahlen zu rechnen. Gemäss provisorischen Schätzungen dürften knapp 10'900 Studierende an der Universität Freiburg immatrikuliert sein im Herbstsemester 2021, gut 300 mehr als noch vor einem Jahr. Diese Entwicklung kann auf zwei Faktoren zurückgeführt werden: einerseits schrieben sich vor drei Jahren eher wenige Studierende ein, ein verhältnismässig schwacher Jahrgang verlässt jetzt nach dem Bachelor teilweise die Universität wieder. Andererseits ist eine stete Zunahme bei gewissen Fächern wie Recht und Psychologie zu beobachten.

Neue Studiengänge
Mit dem Herbstsemester 2021 beginnen zwei neue Studiengänge. Es sind dies ein Master in Marketing sowie ein Master Italienische Sprache und Literatur, der zu einen Doppelabschluss der Universitäten Freiburg und Verona führt. In genau einem Jahr beginnt zudem der neue Bachelor in Kommunikationswissenschaften auf Französisch. Dieses Studienprogramm gab es bislang nur in deutscher Sprache. Das Besondere am Freiburger Profil ist es, dass die Studierenden einerseits Schlüsselkompetenzen erhalten, um Medien und Kommunikation im digitalen Zeitalter zu verstehen; andererseits bietet das Studium neben der wissenschaftlichen Ausbildung auch zahlreiche praktische Kurse und Workshops.

Forschung: Natürlich zum Thema COVID-19 ...
Forschende aus unterschiedlichen Fachrichtungen beteiligen sich an Erhebungen und nehmen am öffentlichen Diskurs teil. Dabei kommen ihnen die interdisziplinären Herangehensweisen zu Gute, die zu den grossen Stärken einer Volluniversität zählen.

Die Corona-Immunitas-Studie Freiburg wurde vom Population Health Laboratory (#PopHealthLab) und dem Institut für Hausarztmedizin (IMF) der Universität Freiburg unter der Leitung der Swiss School of Public Health (SSPH+) durchgeführt wird. Dabei wurde der Bevölkerungsanteil mit Antikörpern gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 erhoben.

Besonders relevant in den kommenden Phasen der COVID-Pandemie sind juristische Fragestellungen. Die Freiburger Staats- und Verwaltungsrechtlerin Eva Maria Belser kann sich da besonders in der Expertengruppe Ethics, legal, social der Swiss National COVID-19 Science Task Force einbringen. Was bedeutet Notrecht, wenn es zu einer neuen Normalität wird? Wer entscheidet über Einschränkungen der Grundrechte und wie lange können welche Einschränkungen als verhältnismässig gelten? Wissenschaftliche Einordnungen können während des aufgeheizten Klimas nur guttun.

... aber unsichere Zukunft für die europäische Zusammenarbeit
In Folge des bundesrätlichen Abbruchs der Verhandlungen mit der EU über ein Rahmenabkommen hat die Schweiz den Status als Drittland erhalten. Der Abstieg bedeutet, dass Forschende in der Schweiz europäische Projekte nicht mehr koordinieren und keine ERC-Grants des European Research Council mehr erhalten können. Dies ist insbesondere für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ein Problem, weil die besten Talente Schweizer Institutionen meiden werden. Die Universität sieht im Nachwuchs die Garanten der wissenschaftlichen Exzellenz des Forschungsstandorts Freiburg sowie des schweizerischen Forschungsraums. Die Universität Freiburg und ihre Rektorin, auch als Vizepräsidentin von swissuniversities, fordern deshalb eine schnelle Assoziierung der Schweiz an Horizon Europe, dem europäischen Forschungsrahmenprogramm 2021-2027.

Mehrjahresplanung 2023-2027: die Universität Freiburg als profilierte Volluniversität
Aufbauend auf ihren bestehenden disziplinären und interdisziplinären Stärken und besonderen Charakteristika will sich die Universität mit ihrer Mehrjahresplanung 2023-2027 weiter profilieren. Im Frühling 2021 vom Senat verabschiedet und dem Staatsrat vorgestellt soll diese Profilierung insbesondere durch die Schaffung eines neuen Zentrums für Lebensmittelwissenschaften und die Stärkung der bereits bestehenden Aktivitäten im Bereich Digitalisierung und Gesellschaft geschehen. Auf diese Weise will die Universität die Vorteile einer Volluniversität nutzen jedoch im Bewusstsein, dass es auch hier Fokussierungen braucht. Die Realisierung der Mehrjahresplanung wird auch ein gewisses zusätzliches finanzielles Engagement des Kantons notwendig machen.

Weitergehende Informationen

Spezial-Website zu Corona-Massnahmen

Empfehlung von swissuniversities zur Nutzung des Covid-19-Zertifikates in Hochschulen

Ergebnisse und Schlussbericht der Online-Umfrage «Feeling Good?» auf der Website von Uni-Social

Website der Psychologischen Studierendenberatung

Website der Career Services

Neues Studienprogramm mit dem Master in Marketing

Double-Degree-Programm Italienisch an den Universitäten Freiburg und Verona

Studie zu Corona-Immunitas Freiburg

Forderung von swissuniversities für eine Assoziierung an Horizon Europe

Mehrjahresplanung und Strategie 2030