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26
nov

Kick-off Veranstaltung zum neuen Forschungsprojekt «Freiwilligkeit und Geschlecht. Neuverhandlung der gesellschaftlichen Arbeitsteilung seit den 1970er Jahren»

Académique ou spécialiste Journée

Covid-19 hat die existentielle Bedeutung von Fürsorglichkeit und spontaner Nachbarschafts hilfe schlagartig vor Augen geführt. Freiwilligkeit ist erneut in aller Munde. Während Politik und Öffentlichkeit sie einmal mehr loben, wertschätzen und umwerben, versuchen sich die Sozialwissenschaften bereits seit einigen Jahren an der Kategorienbildung. In der historischen Forschung ist Freiwilligenarbeit hingegen noch kaum als eigenständige Arbeitsform anerkannt. Allgemein ist Freiwilligkeit nicht als geschichtswissenschaftlicher Untersuchungs gegenstand etabliert, während theoretische Reflexionen zum Thema weitgehend fehlen.
Hier setzt die Tagung an, indem sie Freiwilligkeit ins Zentrum der zeithistorischen Analyse rückt. Ausgangspunkt der Tagung bildet die strukturelle Verzahnung der Organisation von Freiwilligkeit mit Geschlechterarrangements seit den 1970er-Jahren. Die Frage nach der Wechsel wirkung von Freiwilligkeit und Geschlechterordnung steht auch im Zentrum eines vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützten Forschungsprojekts, das seit Mitte 2021 an der Universität Fribourg läuft. Unser Forschungsinteresse gilt einer Epoche, die im Zeichen des neoliberalen Umbaus von Wirtschaft, Staat und Gesellschaft steht. In den letzten fünfzig Jahren haben die Prinzipien des Wettbewerbs und des individuellen Erfolgs immer weitere Lebensbereiche erfasst und durchdrungen. Gleichzeitig durchlief die Geschlechterordnung mit der Zunahme der Frauenerwerbsarbeit und der rechtlichen Gleichstellung grundlegende Transformationen, während die neue Frauenbewegung als Kraft der gesellschaftlichen Veränderung die herkömmliche Arbeitsteilung und damit auch den Arbeitsbegriff grundlegend in Frage stellte. Die Tagung fragt danach, wie sich diese tiefgreifenden Umbrüche in der Freiwilligkeit manifestierten. Wie haben sich die Organisation und die Praktiken der Freiwilligkeit verändert und wie haben umgekehrt Freiwillige mit ihrem Engagement den sozialen Wandel geprägt – abgefedert, beschleunigt oder ihm entgegengewirkt? Wie haben Freiwillige ihre eigenen Tätigkeiten gedeutet und welche gesellschaftlichen Bedeutungen schrieben Politik, Wissenschaft und Öffentlichkeit der Freiwilligenarbeit zu? Wie korrespondierten freiwillige Praktiken und Diskurse über Freiwilligkeit miteinander?
Ziel der Tagung ist es, Freiwilligkeit als eigenständige historische Analysekategorie zu etablieren. Damit verbunden sind methodische Fragen rund um die Definition von Freiwilligkeit, ihre Abgrenzung zu anderen sozialen Praktiken und ihr Verhältnis zur geschlechtsspezifi schen Arbeitsteilung generell. Zugleich soll die Tagung interessierten Forscher:innen die Möglichkeit zum Austausch bietet. Die Reisespesen und die Übernachtungskosten der Teil nehmer:innen werden von den Veranstalter:innen übernommen.


Quand? 26.11.2021 09:00
Où? MIS 11 Laure Dupraz
Rue de l'Hôpital 4
1700 Fribourg
Contact Institut interdisciplinaire d'éthique et des droits de l'homme (IIEDH)
Regula Ludi
regula.ludi@unifr.ch
Av. de Beauregard 13
1700 Fribourg
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