LehrePublikationsdatum 30.11.2022

Neue PRIMA-Stipendiatinnen


Drei neue Assistenzprofessorinnen bereichern ab diesem Jahr die UniFR als frischgebackene Empfängerinnen eines prestigeträchtigen PRIMA Stipendiums des SNF: Prof. Jessica Clough, neu Gruppenleiterin in der Chemie am Adolf-Merkle-Institut, Prof. Rafca Nasr, am Departement für Kunstgeschichte und Archäologie, und Prof. Magdalena Solska, am Departement für Soziale Arbeit, Sozialpolitik und Globale Entwicklung.

PRIMA Stipendien richten sich an exzellente Forscherinnen, die ein hohes Potenzial für eine Professur aufweisen. Das Programm finanziert deren ambitionierten Projekte über einen Zeitraum von 5 Jahren. Die UniFR ist überaus stolz auf die Erfolge ihrer Forscherinnen bei der Bewerbung um PRIMA Stipendien. In diesem Jahr lag die Erfolgsquote bei den Antragstellerinnen an der UniFR bei erstaunlichen 30 % (im Vergleich zu einer Erfolgsquote von 13 % insgesamt, d. h. 17 bewilligte Projekte bei 124 Anträgen). Dies ist ein Beweis für die hohe Qualität der Forschung an der Universität Freiburg und für die Attraktivität dieser Institution für talentierte Nachwuchsforschende.

Das Förderungsinstrument PRIMA, das neben Eccellenza auf der höchsten Ebene der Karriereförderung angesiedelt ist, wird ab diesem Jahr mit letzterem zusammengelegt, um das Instrument «SNSF Professorial Fellowships» zu schaffen. Die spezifische PRIMA Förderung bleibt jedoch auch in diesem neuen System den Forscherinnen vorbehalten.

Das Projekt von Professorin Jessica Clough zielt auf die Entwicklung eines neuen Nano-Bildgebungsverfahrens ab, mit dem sich der Bruch oder der Ausfall von Polymerwerkstoffen erkennen und letztendlich vorhersagen lässt. Polymere sind in unserem täglichen Leben allgegenwärtig, von leicht verformbaren Elastomeren in Autoreifen bis hin zu starkem ballistischem Glas. Trotz der grossen Verbreitung dieser Materialien und der offensichtlichen Wichtigkeit, zu verstehen, wann ein solches Material versagt, sind Brüche, die zum mechanischen Versagen dieser Polymere führen, noch immer nicht gut verstanden. Die Technologie, die momentan zur Untersuchung verwendet wird, besteht darin, das betreffende Polymer mit Sensormolekülen zu modifizieren, die mechanische Kräfte in optische Signale umwandeln, die wiederum durch Lichtmikroskopie erfasst werden. Da die Risse und Brüche in Polymeren jedoch auf einer nanoskopischen Ebene auftreten, die mit der herkömmlichen Lichtmikroskopie nicht beobachtet werden kann, sind wir noch immer nicht in der Lage zu verstehen, wann und warum diese Ereignisse stattfinden. Clough und ihre Gruppe werden sich mit dieser wichtigen Frage befassen und eine neuartige Methodik entwickeln, die die Bildauflösung bis an ihre Grenzen führt, indem sie die jüngsten Entwicklungen in der superauflösenden Mikroskopie nutzen. Diese haben sich bereits stark auf die Erfassung nanoskopischer Strukturen im biologischen Bereich ausgewirkt, werden bei der Untersuchung von Materialien jedoch noch nicht ausreichend genutzt. Clough wurde kürzlich auch für das NanoARTS-Programm ausgewählt, eine Zusammenarbeit zwischen dem AMI, der Schweizer Kulturstiftung und Pro Helvetia. In diesem Zusammenhang wird sie mit einem bildenden Künstler zusammenarbeiten, um neue Methoden des Zeichnens mit Licht zu erforschen, indem sie mechanisch reagierende Moleküle verwendet, die bei Aktivierung leuchten.

Das Projekt von Professorin Rafca Nasr untersucht die Darstellung ostmediterraner Frauen als Gegenstand wie auch als Förderer der Künste im Spätmittelalter (12.-15. Jahrhundert). Nasr und ihre Arbeitsgruppe - bestehend aus einer/einem Doktorierenden und einer/einem Postdoktorierenden - werden Belege für weibliches Mäzenatentum im syro-palästinensischen Gebiet, auf dem griechischen Festland, im Ionischen Meer und in der Ägäis sowie in Süditalien erfassen und untersuchen, um die Rolle der Frau in der mittelalterlichen Gesellschaft zu verstehen. Sie werden Muster in der Repräsentation von Frauen untersuchen und der Frage nachgehen, ob das Mäzenatentum geschlechtsspezifisch war, d. h., ob Frauen als Mäzeninnen anders agierten als Männer. Wählten sie andere künstlerische Medien als ihre männlichen Kollegen, um sich als Mäzenin darzustellen? Wurden Frauen in den Kunstwerken anders dargestellt, wenn eine Frau selbst die Mäzenin war? Das Projekt beeindruckt durch seinen innovativen Charakter und Umfang: Nasr wird visuelle, materielle und textliche Belege aus einer Vielzahl von Orten des lateinischen Ostens in einer Open Access Datenbank sammeln und eine synergetische Betrachtung dieser selten zusammen berücksichtigten Materialien vornehmen, um zu sehen, ob sich die Darstellung von Frauen je nach Darstellungsmedium verändert. Nasrs Projekt wird nicht nur das dringend benötigte Licht auf das weibliche Mäzenatentum werfen, das in der Forschung zum Mittelalter, insbesondere in Gebieten ausserhalb Westeuropas, eindeutig unterrepräsentiert ist. Es wird dies auch aus einer intersektionellen Perspektive tun, die nicht versucht, die Darstellung einer unbestimmten stereotypen "Frau" herauszuarbeiten, sondern vielmehr die Darstellung individueller Frauen mit unterschiedlichen kulturellen und religiösen Hintergründen nachzeichnet.

Professorin Magdalena Solska’s spannendes neues Forschungsprojekt beschäftigt sich mit der politischen Opposition in demokratischen und autoritären Systemen. Die politische Opposition, im weitesten Sinne definiert als Oppositionsparteien oder politisch engagierte zivilgesellschaftliche Vereinigungen und Gruppen, die sich gegen die herrschende Macht wenden, ist von entscheidender Bedeutung für den demokratischen Prozess, da keine Demokratie ohne Opposition existieren kann. Erstaunlich wenig erforscht ist jedoch, wie die Akteure der Opposition agieren, was sie tun, und welche Funktion sie im Räderwerk der demokratischen und autoritären Regime haben. Das Verständnis der Mechanismen der Opposition ist jedoch von grundlegender Bedeutung, nicht nur um das Wesen eines bestimmten politischen Systems als Ganzes zu erfassen, sondern es kann auch dazu dienen, einen Systemwandel in Richtung Autoritarismus nachzuvollziehen, und könnte letztlich die Schlagkraft nationaler und internationaler Organisationen, die sich für die Stärkung der Demokratie einsetzen, verbessern. Diese Art von Forschung ist besonders im aktuellen politischen Kontext willkommen, in dem eine neue Welle von sich entwickelnden Demokratien zu beobachten ist, wobei beispielsweise viele osteuropäische Länder jetzt als "Wahldemokratien" oder "hybride Regime" gelten, selbst wenn sie gerade erst der EU beigetreten sind, während andere, die einen EU Beitritt anstreben, als "kompetitive Autoritarismen" eingestuft werden. Gerade aus einigen dieser postkommunistischen Demokratien und Autoritarismen werden Solska und ihr Team Daten für ihre Untersuchung beziehen, die in Form einer vergleichenden Fallstudie über oppositionelle Akteure in Litauen, Polen, Ungarn, Serbien, der Ukraine und Georgien durchgeführt wird.

Diese Forscherinnen und ihre innovativen Projekte werden zweifellos die akademische Landschaft der Universität Freiburg bereichern, und wir heissen sie mit offenen Armen willkommen.

Sind Sie daran interessiert, sich für ein Swiss Professorial Fellowship zu bewerben, die neue Karriereförderung des SNF, die PRIMA und Eccellenza vereint? Die Eingabefristen für 2023 sind noch nicht bekannt, aber das DFF Team wird diese umgehend kommunizieren, sobald sie verfügbar sind, und wir unterstützen Sie auch gerne mit Ihrem Antrag! Kontaktieren Sie uns unter research@unifr.ch.