Rückblick auf die Tagung 175 Jahre Religionsfreiheit in der Bundesverfassung

Am 1. September 2023 trafen sich Expert:innen und zahlreiche Interessierte zu einer Tagung des Instituts für Religionsrecht und des Instituts für Föderalismus an der Universität Freiburg, um anlässlich des 175-jährigen Jubiläums der schweizerischen Bundesverfassung über die Entwicklung der Religionsfreiheit in der Schweiz zu diskutieren.

Die Tagung begann mit einer Einführung von Prof. René Pahud de Mortanges, gefolgt von einem Vortrag von Prof. Andreas Kley über die Anfänge der Religionsfreiheit in den Bundesverfassungen von 1848 und 1874. Dabei wurden auch problematische Aspekte der damaligen Religionsfreiheit beleuchtet. Im Anschluss daran widmete sich Dr. phil. Patrik Süess den verschiedenen antisemitischen Elementen, welche die erste Bundesverfassung aufwies, und schlug dabei auch einen Bogen zu heutigen Verfassungselementen, welche die Religionsfreiheit einschränken. Beide Vorträge verdeutlichten, dass die Bundesverfassung sowohl früher als auch heute Normen enthält, die die Religionsfreiheit tangieren. Anschliessend fokussierte sich PD Dr. Lorenz Engi auf die Entwicklung der religiösen Neutralität in öffentlichen Schulen. Dabei ging er insbesondere auf die Konflikte und Widerstände ein, die zu dieser Bestimmung der Bundesverfassung von 1874 führten.

Am Nachmittag präsentierte Prof. Andreas Stöckli die Veränderungen und Entwicklungen der Glaubens- und Gewissensfreiheit im Kontext der Bundesverfassung im Laufe der Zeit. Anschliessend wurde von MLaw Saskia Thomi die äusserst aktuelle Thematik der Grundrechtskonflikte aufgegriffen, wobei sie insbesondere den Konflikt zwischen Religionsfreiheit und Rechtsgleichheit eingehend analysierte. In diesem Kontext untersuchte sie die Frage, ob die Römisch-katholische Kirche verpflichtet ist, gleichgeschlechtliche Paare zu trauen. Abschliessend erörterte Prof. em. Horst Dreier die Neutralität des Staates gegenüber den Religionen und plädierte für das Konzept der Neutralität als Leitprinzip des Religionsverfassungsrechts.

Wie bereits am Vormittag lieferten die spannenden Referate am Nachmittag wertvolle Perspektiven auf historische Entwicklungen und auf aktuelle Herausforderungen der Religionsfreiheit.

Die Teilnehmenden der Tagung nutzten die Gelegenheit, nach den Vorträgen Fragen zu stellen und ihre eigenen Gedanken zu den Themen einzubringen. Dadurch erhielten die Präsentationen eine erfrischende Lebendigkeit und Interaktivität. Die Tagung bot viele Einblicke in die komplexen Fragen rund um die Religionsfreiheit, Grundrechtskonflikte und die Neutralität des Staates gegenüber den Religionen in der Schweiz.

Die Referate der Tagung werden verschriftlicht in einem Tagungsband veröffentlicht, der um Beiträge weiterer Teilnehmenden ergänzt wird.

 



Empfang der Tagungsteilnehmenden 

 

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Prof. Andreas Kley 

"Die unperfekten Religionsfreiheiten von 1848 und 1874" 

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Dr. phil. Patrik Süess 

"Die antisemitischen Elemente der ersten Bundesverfassung" 

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PD Dr. Lorenz Engi (l.) und Prof. René Pahud de Mortanges (r.) 

"Ein frühes Element staatlicher Neutralität - Art. 27 Abs. 3 der BV von 1874" 

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Prof. Andreas Stöckli 

"Die Glaubens- und Gewissensfreiheit im Lauf der Zeit - Über Entwicklungen und Tendenzen" 

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Saskia Thomi 

"Zwischen Religionsfreiheit und Rechtsgleichheit - Das Beispiel der Trauung gleichgeschlechtlicher Paare" 

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Prof. em. Horst Dreier 

"Zum Verhältnis von Diskriminierungsverbot, staatlicher Neutralität und Toleranz" 

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