Nach einer großen Zahl russischer Priester und Diakonen wenden sich nun auch russische Laien an den Patriarchen, um ihn zum entschiedenen Einsatz für den Frieden in der Ukraine aufzurufen:

Aufruf der Laienschaft der Russischen Orthodoxen Kirche

Eure Heiligkeit Patriarch Kirill,

Wir, Laien der Russischen Orthodoxen Kirche aus verschiedenen Ländern und unter ihrer kanonischen Verantwortung, appellieren an Sie, der Führung der Russischen Föderation unsere dringliche Bitte um ein sofortiges Ende des Blutvergießens und um den Abzug der russischen Truppen aus dem Gebiet der Ukraine vorzutragen. 

Das Lokalkonzil der Russischen Orthodoxen Kirche, das mit der vollen kirchlichen Autorität ausgestattet ist, hat Sie zum Oberhaupt gewählt, damit die viele Millionen zählende Glaubensgemeinschaft vertreten. Als Oberhaupt ist Ihnen die Aufgabe übertragen worden, an die Behörden zu appellieren und ihnen die Meinung des Kirchenvolkes vorzutragen. Wir erwarten von Ihnen, dass Sie Ihrer Stimme Gehör verschaffen und persönlich an Präsident Wladimir Putin, die Regierung und das Parlament der Russischen Föderation appellieren, diesen Bruderkrieg zu beenden. Wir erwarten auch von Ihnen, dass Sie Worte des Trostes an das ukrainische Volk richten und ihm versichern, dass Sie alles tun, um den Frieden zu sichern. 

Die Kirche ist der Leib Christi, und die Gläubigen sind seine Glieder. Doch jetzt blutet der Leib, weil russische Soldaten, unter denen sich auch orthodoxe Christen befinden, unsere Brüder und Schwestern in der Ukraine töten, ihnen das Dach über dem Kopf nehmen, ihre Gesundheit und ihr Wohlergehen untergraben, sie zwingen, ihre Heimat zu verlassen, und so ein ganzes Land seiner Zukunft berauben. Die Schwächsten - Kinder, Frauen und ältere Menschen - gehören zu den Opfern des Krieges. Wir hören ihre Hilferufe und können weder gleichgültig bleiben noch uns mit der Gewalt versöhnen, die Ukrainern, Russen und Vertretern anderer Nationalitäten angetan wird, die durch eine gemeinsame Staatsbürgerschaft und die Liebe zu ihrem Heimatland, der Ukraine, geeint sind. Wir appellieren an Sie, Ihrer Berufung als Fürsprecher bei den russischen Behörden nachzukommen, für Ihre Herde, die Opfer von Militäraktionen ist, für die Menschen, die ihrer Heimat und ihrer Existenzgrundlage beraubt sind. 

Wir rufen Sie auch auf, einen Brief an die gesamte Russische Orthodoxe Kirche zu senden und diejenigen öffentlich zu verurteilen, die das Blutvergießen unterstützen. Leider gibt es unter Ihren Kirchenmitgliedern sowohl Geistliche als auch Laien, die sich über den Krieg freuen. In der Geschichte der Kirche ist der Krieg zur Verteidigung gesegnet worden, während der Krieg als Aggression immer verurteilt wurde. Heute ist Russland der Aggressor, und das ukrainische Volk muss sich verteidigen. Für den Sieg der russischen Waffen zu beten, wie es einige Geistliche befürworten, ist unmoralisch. 

Die große Fastenzeit rückt näher, eine Zeit des inbrünstigen Gebets und der Buße, die ihren Höhepunkt im eucharistischen Ostermahl finden sollte. Aber können sowohl der Angreifer als auch das Opfer an dem einen Kelch teilhaben? Unser Herr Jesus Christus sagt: "Wenn du deine Gabe auf dem Altar darbringst, so geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder; dann komm und bringe deine Gabe dar" (Mt 5,23-24). Versöhnung bedeutet nicht Vergessen, und sie ist nicht möglich ohne aktive Reue desjenigen, der gegen seinen Bruder gesündigt hat. Auch das Gebet für den Frieden ist ohne Reue nicht möglich. 

Mit dem Herannahen der Fastenzeit appellieren wir an Sie, Eure Heiligkeit, alle Gläubigen der Russischen Orthodoxen Kirche aufzurufen, nicht nur für den Frieden zu beten, sondern auch aktive Schritte zu unternehmen, um den Frieden mit allen möglichen Mitteln wiederherzustellen: die Wahrheit zu sagen, das Böse zu entlarven und Gerechtigkeit zu suchen. Wir hoffen und glauben, dass unser Herr Jesus Christus, der gesagt hat: "Selig die Frieden stiften", Sie stärken wird, und dass der Geist Gottes, der durch die Propheten wirkt, durch Sie zu den Mächtigen dieser Welt sprechen wird. 

Vgl. die Namen der Unterzeichner hier online ...