Übung: Genozid
UE-L15.02283

Dozenten-innen: Ludi Regula
Kursus: Bachelor
Art der Unterrichtseinheit: Übung
ECTS: 3
Sprache-n: Deutsch
Semester: HS-2025

Genozid bezeichnet im politischen Sprachgebrauch das schwerste Verbrechen überhaupt. Wichtigste Referenz ist der Holocaust. Entsprechend hat der Straftatbestand des Völkermords den strafrechtlichen und politischen Umgang mit der Vergangenheit seit der Mitte des 20. Jahrhunderts geprägt. Der Genozidvorwurf ist auch eine wirkungsvolle Waffe im Kampf um die Deutung vergangener und gegenwärtiger Ereignisse: So wurde Israel 2024 vor dem Internationalen Gerichtshof mit einer Genozidklage wegen der Kriegführung in Gaza konfrontiert. In der Schweiz verlangten Jenische vom Bund kürzlich eine juristische Abklärung, ob die Kindswegnahmen durch das Hilfswerk «Kinder der Landstrasse» den Tatbestand des Völkermords erfüllten. Deutschland ringt seit längerem mit der Frage, ob die Kolonialverbrechen im heutigen Namibia einen Genozid darstellten. Und seit einigen Jahrzehnten verhandeln Parlamente und Gerichte verschiedener Länder über den Völkermord an den Armenier:innen.

Für die Geschichtswissenschaft stellt sich die Frage: Was ist ein Genozid? Woher stammt der Begriff? Wie lässt er sich als historische Kategorie verwenden? Mit diesen Fragen werden wir uns in der Übung befassen und sie anhand konkreter historischer Ereignisse diskutieren.