MedienmitteilungPublikationsdatum 10.02.2021

Die Macht des Heiligen


Welche Rolle haben das Heilige, die Heiligkeit und Heiligung in einer entzauberten Welt? Führt Modernisierung notwendigerweise zu Säkularisierung? Welche Bedeutung haben heilige Räume und Zeiten heute? Diesen und weiteren Fragen geht der deutsche Soziologe und Sozialphilosoph Hans Joas vom 16.–18. Juni 2021 an den 8. Studientagen zur theologischen und gesellschaftlichen Erneuerung der Universität Fribourg nach.

Charakteristisch verweist das Heilige auf das Transzendente und steht damit im Kontrast zum Profanen, dem weltlich Immanenten. Und doch ruft der Apostel Paulus die Gemeinden in der Diaspora dazu auf, dem Heiligen zu entsprechen und in ihrem Lebenswandel selbst heilig zu werden. Die Trennlinie von Transzendenz und Immanenz, von Heiligem und Profanem wird dadurch je neu in Frage gestellt. Doch was bedeutet dieser Ruf nach Heiligkeit heute? Der moderne Drang nach Autonomie, Weltverfügbarkeit und Fortschritt ist für unsere Zeit wegweisend geworden und im Begriff der „Entzauberung“ ist gleichzeitig eine Vorstellung gesellschaftsfähig geworden, die unsere Weltsicht nachhaltig prägt. Welche Konsequenzen hat das für Religion, Glaube und Kirche? Die Theologie sucht im Gespräch mit der Soziologie nach Antworten.

Neben Hans Joas wird auch Michael Triegel, Deutschlands wohl berühmtester zeitgenössischer Maler christlicher Motive vor Ort sein und über die Rolle des Heiligen in der Kunst sprechen. Der Papstmaler, der sich stilistisch in die Tradition der alten Meister einordnen lässt, setzt sich in seinen Werken mit den Spannungsverhältnissen von Profanem und Heiligem, von Totem und Lebendem, von Hässlichem und Schönem, von Zweifel und Glauben auseinander und versucht, den Sehnsüchten menschlicher Existenz nachzuspüren.

Die Konferenz, die vom Studienzentrum für Glaube und Gesellschaft in Zusammenarbeit mit der Communauté de Taizé organisiert wird, ist in hybrider Form geplant. Neben einer limitierten Anzahl an Plätzen für Teilnehmende vor Ort kann man an der Tagung auch online via Live-Stream teilnehmen und mitdiskutieren. Weitere Referierende sind u.a. Dr. Silvianne Aspray (University of Cambridge), Prof. Dr. Barbara Hallensleben (Universität Fribourg), Prof. Dr. Veronika Hoffmann (Universität Fribourg), Prof. Dr. Ralph Kunz (Universität Zürich), Prof. Dr. Joachim Negel (Universität Fribourg) sowie der in Luzern wohnhafte Prof. em. Dr. Fulbert Steffensky.

Die Tagungssprache ist Deutsch. Eine Simultanübersetzung auf Französisch wird angeboten. Die Studientage stehen allen Interessierten offen. Unter den Mitveranstaltenden sind u.a. die Schweizerische Bischofskonferenz und die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz.


Die Fribourger Studientage zur theologischen und gesellschaftlichen Erneuerung wollen Theologie auf höchstem wissenschaftlichen Niveau für alle Interessierten zugänglich machen und deren existentielle Relevanz für Kirche und Gemeinde verdeutlichen. Sie finden seit 2014 jeweils mit mehreren hundert Teilnehmenden an der Universität Fribourg statt. Sie sind Ort einer neuen und intensiven ökumenischen Erfahrung geworden: Christinnen und Christen aus Denominationen, welche die ganze Breite der Christenheit von den Freikirchen bis zur östlichen Orthodoxie repräsentieren, erleben – ohne Einebnung ihrer Identitäten und Traditionen – einen gemeinsamen Geist, den C.S. Lewis als „Mere Christianity“, Christentum schlechthin, umschrieben hat, und der die grundlegende Gemeinsamkeit und Einheit als spirituelle Erfahrung aufleuchten lässt. Sie begegnen einem Christentum, das lebt und Zukunft hat.