MA-Seminar: Die Schweiz und der „Orient“: Repräsentationen, Begegnungen, Verflechtungen
UE-L15.01748
Enseignant(s): Späti Christina |
Cursus: Master |
Type d'enseignement: Séminaire |
ECTS: 9 |
Langue(s) du cours: Allemand |
Semestre(s): SP-2022 |
Der von Edward Said in die wissenschaftliche Debatte eingeführte Ansatz des Orientalismus beschreibt das von Vorurteilen und vorgefassten Meinungen geprägte Bild, das ab dem 19. Jahrhundert in westlichen Gesellschaften – sowohl in der Wissenschaft wie in der breiteren Öffentlichkeit – vom «orientalischen Anderen» imaginiert wurde. Seit Saids einflussreichem Buch von 1978 ist das Konzept erheblich erweitert und modifiziert worden, wobei insbesondere auch Rückwirkungen der vorherrschenden Bilder auf deren okzidentale Produzent*innen thematisiert wurden. Ausserdem stellt sich die Frage, ob der «orientalistische Diskurs» tatsächlich so geschlossen und einförmig war, wie teilweise behauptet wurde.
Im MA-Seminar gehen wir der Frage nach, welche Vorstellungen, Deutungen und Emotionen Besucherinnen und Besucher des «Orients» über die dortigen Gesellschaften und Menschen entwickelten und inwiefern sie sich selber im Gegenzug als angeblich überlegene «Okzidentale» darstellten. Darin eingeschlossen sind nicht nur Wissenschaftler, etwa Theologen oder Orientalisten, die sich beruflich mit dem Nahen Osten befassten. Ebenso interessieren auch Berichte und Darstellungen von Pilgerfahrenden und Ordensleuten, von Handelsreisenden und Abenteurern.
Einführende Literatur: Andrea Polaschegg, Der andere Orientalismus: Regeln deutsch-morgenländischer Imagination im 19. Jahrhundert, Berlin, New York 2005; Edmund Burke III/David Prochaska (Hg.), Genealogies of Orientalism: History, Theory, Politics, Lincoln 2008; David L. Sweet, Avant-garde Orientalism: The Eastern “Other” in Twentieth-Century Travel Narrative and Poetry, Houndsmill 2017.