Institutionelle Mehrsprachigkeit
UE-L09.00542
Dozenten-innen: Berthelé Raphael |
Kursus: Master |
Art der Unterrichtseinheit: Vorlesung |
ECTS: 3 |
Sprache-n: Deutsch |
Semester: FS-2022 |
Ce cours est offert chaque année, en alternant les langues, actuellement: Semestre de printemps (SP) années impaires en Français, SP années paires en Allemand.
In dieser Vorlesung werden die zentralen Themen von Sprachenplanung und Sprachenpolitik diskutiert und kritisch hinterfragt. An Beispielen aus der Schweiz, aus Europa aber auch aus anderen Weltregionen werden Probleme vertieft, die sich stellen, wenn Institutionen vielsprachig sind und/oder sprachliche Vielfalt verwalten und gestalten.
Ausgangspunkt sind dabei volkstümliche, politische und juristische, kulturelle und wissenschaftliche Konzeptionen von Sprachen und sprachlicher Vielfalt (Sprachideologien und kulturelle Modelle von Sprache). An Hand von Fallstudien wird gezeigt, wie Sprachen und sprachliche Vielfalt zum Spielball von gesellschaftlichen und politischen Diskursen werden, wobei Sprachen sowohl Gegenstand als auch Instrumente der Machtkämpfe sein können. Wir setzen uns kritisch mit Begriffen wie sprachliche Vielfalt/Diversität, Muttersprache, Landessprache, Dialekt, Zwei- und Mehrsprachigkeit, Territorialität oder Sprachenfreiheit auseinander. In jeder Lektion werden Fallstudien mit Sprachenproblemen aus verschiedenen Domänen (öffentliche Verwaltung, Schule, Wirtschaft, Religion) diskutiert.
Provisorisches Semesterprogramm
21.02.2022 | Sprachen fördern, Sprachen verbieten | Selektives Zelebrieren von Sprachen und Varietäten in der Schweiz und anderswo
28.02.2022 | Ansätze und Geschichte der Sprachenpolitik und Sprachenplanung | Erfolgreiches Wiederbeleben von Sprachen (Hebräisch/Ivrit)
07.03.2022 | Informationskompetenz | Departementsveranstaltung für alle MA-Studierenden
14.03.2022 | Das mehrsprachige Kind als sprachenpolitisches Projekt | Sharenting, OPOL und die intergenerationelle Tradierung von Sprachen (Fokus auf 'Global North')
21.03.2022 | Ideologien und kulturelle Modelle sprachlicher Vielfalt | Korpusplanung und Purismus am Beispiel der Académie Française und der Loi Toubon
28.03.2022 | Variation zähmen um Vielfalt zu schützen? | Korpus- und Statusplanung mit Fokus auf Schule (Rumantsch Grischun und Schweizerdeutsch)
04.04.2022 | Statusplanung und das Territorialitätsprinzip | Offizielle, offiziöse und verborgene Sprachen in der Stadt Freiburg/Fribourg
11.04.2022 | Humboldt, Whorf und der Krieg um die korrekten Wörter | Sprachmanagement in der Woke-Kultur und Political Correctness
18.04.2022 | Ostern |
25.04.2022 | Religionen als Motor der Sprachzirkulation und -fabrikation | Sprachenregimes der abrahamitischen Religionen
02.05.2022 | Universale Werte im Konflikt mit lokalen Legitimitätslogiken | Sprachenpolitik in postsowjetischen Staaten (Russisch, Ukrainisch, baltische Sprachen)
09.05.2022 | Spracherwerbsplanung zwischen Wissenschaft und Politik | Mehr oder weniger frühe Fremdsprachen in den Schweizer Schulzimmern
16.05.2022 | Sprachdefizite und Sprachexplosionen bei Migrantenkindern | Migrationsbedingte Mehrsprachigkeit als Bühne von Bildungsdiskursen (Schweiz, Europa)
23.05.2022 | Die Unterhosen-Gnomen-Theorie von Sprache und sozialer Gerechtigkeit | Zum erfolgreichen Scheitern der begrifflich-linguistischen und sprachenpädagogischen 'Revolutionen'
30.05.2022 | Zusammenschau und Prüfung
Lernziele
* Vertrautheit mit zentralen Begriffen der Sprachenplanung undSprachenpolitik (Status-, Korpus- und Erwerbsplanung)
* Vertiefte Kenntnisse sprachlicher, juristischer und politischer Dimensionen von Sprachenregimes
* Analyse von sprachlichen Minorisierungsprozessen
* Kenntnisse typischer Sprachideologien, die sprachenpolitischen Regimes zugrunde liegen
* Vergleich verschiedener vielsprachiger Kontexte (Schweiz, Europa, ‘globaler Süden,’ etc.)
* Reflexion der Rolle der Sprachwissenschaft in sprachenpolitischen Diskussionen