130 JAHRE DER AGEFPublikationsdatum 21.04.2022

Schreiben an Politiker·innen des Kantons Freiburg 130 Jahre der Allgemeinen Studierendenschaft Universität Freiburg


Dieses Jahr feiert die allgemeine Studierendenschaft der Universität Freiburg (AGEF) sein 130-jähriges. Zu diesem Anlass organisieren wir zahlreiche und vielfältige Veranstaltungen über das gesamte Frühlingssemester. Im Programm: Konferenzen, Feiern, Ausstellungen, Diskussionen, etc.

Wir möchten diese Gelegenheit auch nutzen, um die Gesellschaft für die Herausforderungen zu sensibilisieren, denen sich die Studentenschaft derzeit gegenübersieht. Zahlreiche Klischees und Ideen kreisen in der Gesellschaft um das Bild der Student·innen. Wir würden uns darüber freuen, wenn das Jubiläum diese Bilder dekonstruieren könnte. Um dies zu erreichen, haben wir uns erlaubt Ihnen heute zu schreiben – Ihnen, den Vertreter·innen des Freiburger Volkes auf kommunaler, kantonaler oder eidgenössischer Ebene – um Ihnen von den Problemen und Sorgen der universitären Gemeinschaft zu berichten. Wir hoffen auch, dass die Freiburger und Westschweizer Medien unsere Begeisterung teilen und uns in der Umsetzung dieses Ziels helfen. Sie finden weiter unten Punkte, die in den Augen des Komitees derzeit von grosser Bedeutung sind.

Studentische Ungewissheit

In einem wirtschaftlichen und politischen Umfeld, welches durch die Pandemie und die Invasion in die Ukraine in Mitleidenschaft gezogen wurde, steigen die Lebenshaltungskosten, ich denke, dass ich Ihnen hierbei leider nichts Neues erzähle. Jedoch ist diese Realität für die Student·innen deutlich besorgniserregender, da sie sich bereits vor der Krise in einer prekären Situationen befanden. Die Pandemie hatte einen destruktiven Effekt auf den Arbeitsmarkt für Studentenjobs, die die (geringen) Einkommensquellen auf null reduzierte. Die Kosten steigen immer weiter (z.B. das General- Abonnement der SBB, die Abonnements für einen Internetzugang, die steigenden Mieten, etc.) und sinkende Einnahmen. Es ist daher wesentlich, den Student·innen eine finanzielle Unterstützung so schnell wie möglich zukommen zu lassen. Wenn wir diesen Weg weitergehen, riskieren wir, dass es viele Studienabbrecher gibt, oder, dass der Zugang zur Universität auf bestimmte Stipendien beschränkt wird.

Die mentale Gesundheit der Student·innen

Die Pandemie und die daraus resultierende soziale Isolation hatten erhebliche Auswirkungen auf die psychische (und auch physische) Gesundheit der Student·innen. Oftmals isoliert von allem, in engen Wohnungen, wird das Fernstudium langfristige Folgen hinterlassen. Die studentische Gemeinschaft hat einen grossen Preis während der Krise gezahlt. Die Studierendenschaft zu isolieren war die einfachste Lösung für die Regierung. Angesichts ihrer geringen wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen war es leicht, den Unterricht zu unterbrechen. Diese langen Phasen der Isolation hatten zumindest den positiven Effekt, dass die psychische Gesundheit der Jüngeren ins Blickfeld gerückt wurde. Es ist notwendig, die (derzeit mehr als überlasteten) psychologischen Dienste und andere Hilfen in diesem Bereich zu subventionieren, um eine angemessene Unterstützung zu bieten.

Finanzielle Situation der UniFR

Auf allen akademischen Ebenen lässt sich folgendes leicht feststellen: Die UniFR fehlt es an finanziellen Mitteln. Ob es administrative Dienstleistungen sind, ausserakademisch oder akademisch, das gesamte Personal der UNIFR ist überlastet. Dieses Phänomen wird in der Mehrjahresplanung der Universität sehr gut beschrieben: Die pro Student·in erhaltene kantonale Subvention an der UniFR ist deutlich niedriger als an den meisten anderen Schweizer Universitäten. In einigen Fällen ist der Unterschied sogar doppelt so hoch. Wenn sich der Kanton Freiburg noch mit einer voll-Universität rühmen will, ist es notwendig, die finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen. Die AGEF befürchtet, dass diese Situation, die nur kurzweilig erträglich ist, negative Langzeitfolgen mit sich zieht.

Chancengleichheit

Innerhalb der akademischen Welt, kämpft EquOpp (die Kommission für soziale Gerechtigkeit der AGEF) für die Chancengleichheit, gegen Belästigung und Diskrimination. Mit unseren Projekten versuchen EquOpp und die AGEF die UniFR zu einem sicheren und gerechteren Ort für jede und jeden zu gestalten. Jedoch ist die Universität nur ein Spiegel der Gesellschaft. Es ist daher wesentlich, dass dieser Kampf auf politischer Ebene geführt wird. Die AGEF bittet, dass die internen Kämpfer·innen an der Universität von der politischen Welt unterstützt werden. Nur durch eine allgemeine Anstrengung aller Akteure und Akteurinnen des politischen und sozialen Lebens können wir etwas verändern.

Infrastruktur

Die UniFR kann sich mit ihrer Geschichte und ihrem Prestige rühmen. Das nationale und sogar internationale Renommee einiger Fakultäten unserer Alma Mater lässt die Universität über den Kanton Freiburg hinaus strahlen. Allerdings reicht es nicht aus, sich auf unsere Geschichte zu stützen, um in die Zukunft blicken zu können. Die derzeitige Infrastruktur der UniFR gehört leider der Vergangenheit an und bedarf einer ernsthaften Reinvestition, um sich auch in Zukunft noch mit unserem Ruhm schmücken zu können. Eine reale politische Bereitschaft ist notwendig um Projekte wie den Tour Henri, oder die Renovierung der Wissenschaftsgebäude in Pérolles erfolgreich durchführen zu können. Nur wenn wir in die Infrastruktur und in die Lehre investieren, können wir beruhigt in die Zukunft blicken. Andernfalls könnte es für die UniFR schwierig werden, auf neue Anforderungen in der Lehre wie steigende Studierendenzahlen, oder die Herausforderung der Digitalisierung zu reagieren und sie läuft daher Gefahr ihren guten Ruf zu verlieren.