07.02.2013

Leben mit Krebs: Welche Hilfe bringt das Internet?


Welchen Einfluss haben Informationen aus dem Internet auf Krebspatienten und deren Angehörige? Ist die Informationsbeschaffung im Web eine Hilfe oder eher eine Gefahr? Das Projekt RISC der Abteilung für Klinische Psychologie und Gesundheitspsychologie der Universität Freiburg will diesen Fragen auf den Grund gehen.


Bild: Thinkstock

Jeder zweite Todesfall in der Schweiz geht auf das Konto einer Krebserkrankung. Die Diagnose Krebs ist für den Betroffenen, aber auch für dessen Angehörige äusserst belastend und schafft eine grosse Verunsicherung. Viele Fragen sind offen, immer neue kommen hinzu. Dieser destabilisierenden Unsicherheit versuchen viele durch die Suche nach Informationen Herr zu werden. Dabei spielt das Internet als Informationsquelle eine immer wichtigere Rolle, sei dies in Bezug auf die Diagnose, die Art der Erkrankung, die Lebenserwartung oder auch hinsichtlich der Behandlungsmethoden. Häufig ist aber nicht erkennbar, welche Informationen verlässlich und brauchbar sind; das Suchresultat hinterlässt mehr Verwirrung als Klarheit.

Betreuung von Patienten und Angehörigen optimieren


Das Projekt RISC (Recherche d’informations sur le cancer) untersucht die dem Thema Krebs gewidmete Informationsflut aus dem Internet sowie deren Auswirkungen auf Patienten und Angehörige. Das soeben angelaufene und über zwei Jahre dauernde Forschungsprojekt steht unter der Leitung von Prof. Chantal Martin Sölch der Abteilung Klinische Psychologie und Gesundheitspsychologie des Departements für Psychologie der Universität Freiburg und wird in Zusammenarbeit mit dem Kantonsspital Freiburg, dem Universitätsspital Zürich und der Reha-Klinik Zurzach durchgeführt. RISC untersucht dabei sowohl das Informationsbedürfnis der Patienten, der Angehörigen und des medizinischen Personals sowie auch die Zufriedenheit dieser drei Gruppen mit dem bestehenden Informationsangebot im Internet. Ein besonderes Augenmerk der Forschenden liegt auf den Angehörigen der Krebspatienten, deren Lebensqualität oft stark mitbeeinträchtigt ist. „Im Gegensatz zum Patienten, der direkt über das medizinische Personal Informationen zu seiner Erkrankung und Behandlung erhält, werden die Angehörigen nur indirekt informiert und sehen sich folglich mit vielen Unsicherheiten konfrontiert“, so Chantal Martin Sölch.

Darüber hinaus befragen die Wissenschaftler auch die behandelnden Ärzte und das Pflegepersonal, um zu erfahren, welche Art von Informationen sie im Internet suchen und welche Auswirkungen diese Informationen auf die medizinischen Entscheidungen haben können. Langfristig zielt das Projekt RISC darauf ab, die Betreuung der Patienten und Angehörigen sowie die Beziehung zwischen den Patienten und dem medizinischem Personal zu verbessern. „Ausserdem soll die Qualität der Informationen aus dem Internet künftig überwacht werden“, betont die Professorin für Klinische Psychologie.

Um die Forschungsgegenstände bearbeiten zu können, sind die Wissenschaftler nun dabei, mit Hilfe psychologischer Befragungsmethoden eine breite Datenbasis anzulegen. Die anonymen Teilnehmenden (Krebspatienten in Remission, Angehörige und medizinische Fachpersonen) füllen einen Online-Fragebogen aus und werden im Rahmen eines nicht-therapeutischen Gesprächs auf ihr psychisches und physisches Wohlbefinden untersucht. Das Projekt RISC richtet sich vorläufig an frankophone Teilnehmende, wird aber in der zweiten Hälfte des Jahres auch deutschsprachige Personen ansprechen.

Kontakt:

Prof. Chantal Martin-Sölch, Präsidentin des Departements für Psychologie, 026 300 76 90 (Sekretariat), chantal.martinsoelch@unifr.ch

Kontaktadresse für Personen, die an einer Teilnahme an der Studie interessiert sind: Psy-risc@unifr.ch