19.06.2012

Besser als ihr Ruf: Ausrottungskampagnen invasiver Arten


Der Erfolg von Ausrottungskampagnen invasiver Arten wird, gerade in Fachkreisen, vielfach angezweifelt. Zu Unrecht, wie eine soeben publizierte Studie der Forschungsgruppe von Dr. Sven Bacher der Universität Freiburg belegt. Die Resultate der Biologen zeigen, dass weltweit jede zweite Ausrottungskampagne von Pflanzenschädlingen mit Erfolg gekrönt ist.

Japanischer Staudenknöterich
Der japanische Staudenknöterich wird unter den 100 schlimmsten gebietsfremden invasiven Arten Europas aufgelistet und stellt auch in der Schweiz eine Gefahr für die natürliche Vegetation dar. (Foto: Thinkstock)

„Kampf der Killeralge“: Als in den 90er-Jahren im Mittelmeerraum und im Jahre 2000 auch in Kalifornien alle Versuche scheiterten, die aus dem Indopazifik stammende „Killeralge“ (Caulerpa taxifolia) auszurotten, sorgte dies für internationale Schlagzeilen.
Ähnlich ratlos stehen die Experten den eingeschleppten und grossen Schaden anrichtenden europäischen Regenwürmern in den Wäldern Nordamerikas gegenüber. Und auch die Schweiz ist nicht verschont von invasiven Arten: So verdrängt etwa der japanische Staudenknöterich die heimische Ufervegetation an Flüssen und der ebenfalls aus Asien stammende Götterbaum wuchert an Bahngleisen, wo er ohne Gegenmassnahmen bauliche Schäden verursachen würde. Viele kantonale Behörden und Gemeinden unternehmen daher Anstrengungen, um diese Eindringlinge auszurotten. Im Grossen und Ganzen aber ist der Glaube an den Erfolg von Ausrottungskampagnen klein und die Bemühungen entsprechend bescheiden.

„Sowohl auf Seiten der Behörden, wie auch in Fachkreisen bezweifeln viele den Erfolg einer Ausrottungskampagne“, erklärt der Biologe Sven Bacher. „Wir haben nun im Rahmen einer Studie erstmals beweisen können, dass - entgegen der gängigen Meinung - die Hälfte aller Ausrottungskampagnen Erfolg hat.“ Bachers Gruppe untersuchte 136 Ausrottungskampagnen gegen 75 verschiedene Pflanzenschädlinge (Tiere, Pflanzen und Mikroben) in Europa, Amerika, Asien, Australien und Neuseeland. Die Meta-Analysen hatten nicht nur zum Ziel, den Erfolg oder Misserfolg einer Kampagne zu messen, sondern in erster Linie zu eruieren, welche Faktoren für eine erfolgreiche Ausrottung ausschlaggebend sind. Untersucht wurden: Die Zeitspanne von der Einschleppung der Art bis zur Ergreifung der Massnahmen, die Ausbreitung der eingeschleppten Art, das wissenschaftliche Wissen über die eingeschleppte Art sowie die Insularität (befindet sich die Art auf einer Insel oder auf dem Festland).

Der Schlüssel zum Erfolg



Einzig in Bezug auf die Ausbreitung einer Art liess sich ein Zusammenhang mit den Erfolgschancen der entsprechenden Ausrottungskampagne nachweisen: Je geringer die Ausbreitung, desto grösser die Erfolgschancen. Für die anderen drei Faktoren war kein Zusammenhang ersichtlich. Dabei erstaunt, dass zum Beispiel das biologische Wissen auf die Effizienz einer Bekämpfungsstrategie keinen nachweisbaren Einfluss hat.
„Die Studie zeigt lediglich, dass das biologische Wissen bei der grossen Zahl der untersuchten Fälle nicht einer der dominierenden Faktoren ist“, präzisiert Sven Bacher. Um die Bedeutung der Faktoren Wissen, Zeitspanne und Insularität genauer zu erfassen, müssen die Einzelfälle noch detailliert untersucht werden. Die wichtigste Erkenntnis für die Praxis sei, so Bacher, dass Ausrottungskampagnen durchaus realistische Erfolgsaussichten haben.

Link zur Publikation in der Fachzeitschrift Biological Invasions:
When are eradication campaigns successful? A test of common assumptions.

Kontakt:
Dr. Sven Bacher, Departement für Biologie, 026 300 88 22, sven.bacher@unifr.ch

Vom 21. bis 23. Juni finden die Aktionstage „Arten ohne Grenzen“ statt, während derer Kantone, Gemeinden und private Vereine invasive Arten bekämpfen.
Aktion im Galterntal, Freiburg: www.arten-ohne-grenzen.ch/de/events/luttons-contre-les-plantes-invasives-dans-la-vallée-du-gottéron