06.03.2012

Bahn frei für die Forschung am Kompetenzzentrum für Mehrsprachigkeit


Vom Sprachenerwerb über die Sprachenvertretung bis hin zur Sprachvermittlung: Eine breite Palette an Forschungsprojekten widmet sich ab 2012 der Oberthematik „Sprachen und Mehrsprachigkeit“. Dies nachdem der Bund grünes Licht gegeben hat für das Forschungsprogramm 2012-2014 des am Institut für Mehrsprachigkeit der Universität Freiburg und der Pädagogischen Hochschule Freiburg angegliederten nationalen Kompetenzzentrums für Mehrsprachigkeit.

Mehrere Projekte des Kompetenzzentrums für Mehrsprachigkeit befassen sich mit dem schulischen Sprachenlernen – nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Sprachenstrategie von 2004 der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren, die nun in die Praxis umgesetzt wird. Ein mit deutschsprachigen Kantonen und dem Tessin abgestimmtes Projekt soll empirisch gestützte Aussagen zur Kompetenzentwicklung von Dritt- bis Sechstklässlern im Schulfach Französisch erarbeiten.

Ein weiteres Forschungsprojekt soll untersuchen, inwieweit die Schulsprachen von der Herkunftssprache profitieren können. Aufbauend auf im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms NFP 56 geleisteten Arbeiten wird am Beispiel von Primarschülerinnen und -schülern analysiert, wieweit ein positiver Transfer bei verwandten Sprachen im Vergleich zu entfernteren Sprachen möglich ist. Diese Arbeiten werden ergänzt durch Untersuchungen zur Frage, welche didaktischen Ansätze im Unterricht von schulungewohnten erwachsenen Migrantinnen und Migranten erfolgversprechend sind.

Sprachkenntnisse werden natürlich auch ausserhalb der Schule oder selbstständig erworben. Um einen raschen Einstieg in die beiden Landesprachen Italienisch und Rätoromanisch zu unterstützen, werden zusammen mit dem Osservatorio linguistico della Svizzera Italiana (Italienisch) und der Pädagogischen Hochschule Graubünden (Rätoromanisch) Unterrichtsmaterialen entwickelt, die sich auf bereits vorhandene Kenntnisse in verwandten Sprachen stützen und ein rasches Verstehen dieser zwei Landessprachen zum Ziel haben.

Mehrsprachigkeit und Gesellschaft

Als wichtiger Ausdruck der schweizerischen Mehrsprachigkeit gilt eine angemessene Vertretung der Sprachgemeinschaften in der Bundesverwaltung. Das Kompetenzzentrum setzt sich in zwei Projekten mit den Herausforderungen auseinander, die eine mehrsprachige Verwaltung mit sich bringt. Der Schwerpunkt der Arbeiten liegt auf dem Personalrekrutierungsprozess sowie auf der sprachlichen Aus- und Weiterbildung des Bundespersonals.

Die Mehrsprachigkeit spielt in unserer durch Globalisierung, Migration und Mobilität geprägten Arbeitswelt eine immer wichtigere Rolle und stellt gerade für weniger qualifizierte Personen eine zusätzliche Herausforderung dar. Vor diesem Hintergrund werden in einem weiteren Projekt die Bedeutung von Sprachkompetenzen und Sprachzugehörigkeit im Arbeitsvermittlungsprozess näher beleuchtet und niedrigqualifizierte Stellensuchende bei ihren Beratungsgesprächen in Regionalen Arbeitsvermittlungszentren und bei ihrer Arbeitssuche begleitet.

Eckdaten zum Kompetenzzentrum

2010 hat der Bundesrat das Institut für Mehrsprachigkeit der Universität Freiburg und der Pädagogischen Hochschule Freiburg zum nationalen wissenschaftlichen Kompetenzzentrum für Mehrsprachigkeit bestimmt. Das Kompetenzzentrum ist Teil der Umsetzung des Sprachengesetzes und mit der Durchführung der angewandten Forschung im Bereich der Mehrsprachigkeit betraut. Zu weiteren Aufgaben des Kompetenzzentrums gehören die Schaffung eines Netzwerks von schweizerischen Institutionen aus allen Sprachregionen, die Forschung im Bereich der Sprachen und der Mehrsprachigkeit betreiben, sowie der Unterhalt einer Dokumentationsstelle.

Das Kompetenzzentrum arbeitet zurzeit mit folgenden schweizerischen Forschungspartnern zusammen: Osservatorio linguistico della Svizzera Italiana, Pädagogische Hochschule Graubünden, Pädagogische Hochschule St. Gallen, SUPSI/ASP, Universität Bern, Universität Lausanne, Università della Svizzera italiana, Zentrum für Demokratie an der Universität Zürich.

Kontakt: Prof. Dr. Alexandre Duchêne, Direktor, alexandre.duchene@unifr.ch, 026 305 61 73

Website: www.zentrum-mehrsprachigkeit.ch