12.01.2012

Entzündungshemmende Medikamente im Kampf gegen Krebs


Einem Forschungsteam der Universität Freiburg ist es gelungen, ein neues krebshemmendes Gen zu identifizieren. Die Wissenschaftler unter Professor Curzio Rüegg konnten feststellen, dass das Gen durch die Einnahme von entzündungshemmenden Medikamenten das Wachstum von Tumoren hemmt und gleichzeitig die Bildung von neuen Metastasen verhindert. Eine Erkenntnis, die längerfristig zu neuen Präventionsmethoden im Kampf gegen Darmkrebs führen könnte.

Chronische Entzündungen werden vielfach von Faktoren ausgelöst, die mit der Umwelt, unserem Verhalten oder auch unseren Essgewohnheiten zu tun haben und spielen eine wichtige Rolle in der Entwicklung von Krebs: Lungenkrebs durch Tabak-Konsum oder das Einatmen von Asbestpartikeln, Leber- oder Magenkrebs durch chronische Infektionen, Darm-, Brust- und Prostatakrebs durch zuviel fettreiches Essen. Epidemologische Studien konnten belegen, dass eine regelmässige, über Jahre erfolgende Einnahme von nichsteroidalen Antirheumatika (NSAR), beispielsweise Aspirin®, oder von Coxiben (COX-2-Hemmern) das Risiko zur Entwicklung gewisser Tumore senkt, darunter auch die vier häufigsten Krebsarten: Brustkrebs, Darmkrebs, Lungenkrebs und Prostatakrebs. Von einer breit angelegten Verwendung dieser Mittel in der Krebsprävention muss jedoch abgesehen werden aufgrund gefährlicher Nebenwirkungen, wie beispielsweise Komplikationen im Bereich des Magens (Magengeschwüre) und der Nieren oder auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Thromboembolien, die zu Herzinfarkten oder auch Schlaganfällen führen können. Einzig bei Patienten, die ein erheblich erhöhtes Erbrisiko aufweisen, einen bestimmten Typus von Darmkrebs zu entwickeln (Familiäre adenomatöse Polypose) sind NSAR und Coxibe als unterstützende Therapie zugelassen, wobei dieser Krebstypus nur gerade 1 Prozent aller Darmkrebserkrankungen ausmacht. Entsprechend konzentriert sich die Forschung nun darauf, Alternativmittel zu finden, die dieselbe Wirkung hervorrufen wie die NSAR und die Coxibe, aber ohne deren Nebenwirkungen.

Sanftere Wege suchen

Dr. Jelena Zaric, Oberassistentin im Forschungsteam um Prof. Curzio Rüegg, hat in ihrer Forschung einen Weg gesucht, um die positive anti-tumorale Wirkung der NSAR und der Coxibe zu erlangen bei gleichzeitiger Vermeidung der unerwünschten Wirkungen. Die Freiburger Forscherin hat in Zusammenarbeit mit der Universität Lausanne diejenigen Gene identifiziert, die durch die eingenommenen NSAR so modifiziert wurden, dass sie das Wachstum des Tumors verlangsamten. Mit Hilfe der molekularen Genexpressionanalyse konnte Dr. Zaric feststellen, dass die NSAR und die Coxibe ein Gen mit der Bezeichnung MAGI1 in die Krebszellen des Darmes exprimieren lassen. Das besagte Gen führt dort zur Unterdrückung des Tumors, indem es die malignen Zellen des Darmkrebses dazu bringt, wieder gutartig zu werden. Ausserdem hindert MAGI1 die Krebszellen an einer Invasion des Darmes und damit auch an der Bildung von Metastasen. Der Fokus des Teams ist nun auf die Fähigkeit des Gens gerichtet, die Bildung von Polypen zu verhindern; diese gutartigen Tumore gehen häufig einem Auftreten von Darmkrebs voraus. Konkret untersuchen die Forschenden, wie das Gen MAGI1 in den Zellen eines gesunden Darms auf «sanfte» Weise aktiviert werden kann, d.h. ohne die Einnahme von NSAR oder Coxiben. Ziel ist es, basierend auf diesem Ansatz eine Therapie zu entwickeln, die erfolgreich in der Prävention und Behandlung von Darmkrebs eingesetzt werden kann.

Die Forschungsresultate wurden in der Fachzeitschrift Oncogene vom 5. Januar 2012 publiziert.

Link zum Artikel: http://www.nature.com/onc/journal/v31/n1/full/onc2011218a.html

Kontakt: Prof. Curzio Rüegg, Inhaber des Lehrstuhls für Pathologie am Departement für Medizin der Universität Freiburg, curzio.ruegg@unifr.ch, 026 300 70 34 (Dienst für Kommunikation und Medien Universität Freiburg)