15.11.2011

Dies Academicus 2011


Er ist interdisziplinär, mehrsprachig und stellt den Menschen ins Zentrum: Der Bühnenkünstler Massimo Rocchi vereint in sich diese drei wichtigen Anliegen der Universität Freiburg und wurde am 122. Dies Academicus mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. Ebenfalls mit dem Doktor honoris causa geehrt wurden Andrea Riccardi, Professor für Christentums- und Religionsgeschichte; der Rechtswissenschaftler Prof. Karl-Heinz Ladeur; Gebhard Kirchgässner, Ordinarius für Volkswirtschaftslehre und der Physiker Martin Gutzwiller.



Die Festansprachen hielten die Freiburger Staatsrätin und Erziehungsdirektorin Isabelle Chassot, die Bundeskanzlerin Corina Casanova, der Oberamtmann des Sensebezirks Nicolas Bürgisser sowie der Präsident des Vorstands der Körperschaft der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität Freiburg Odilo Huber. Der zweiteilige Festvortrag stand unter dem Titel «Auf dem Weg zum Jubiläum 2014»: Prof. Bernhard Hodel der Theologischen Fakultät sprach über die «Manoeuvres fribourgeoises et romaines: la fondation de la faculté de théologie»; Prof. Georges Darms von der Philosophischen Fakultät referierte zum Thema «und sie bewegte sich doch».

Akademische Würdigungen

Wissenschaftliche Preise

Akademische Würdigungen

Die Universität Freiburg verleiht fünf Ehrendoktorate an folgende Persönlichkeiten:

Andrea Riccardi
Die Theologische Fakultät verleiht den Ehrendoktortitel an Andrea Riccardi, ordentlicher Professor für neuere Christentums- und Religionsgeschichte an der Universität Roma III und Gründer der Gemeinschaft von Sant’Egidio. Bereits 1968 als Gymnasiast gründete Riccardi die Gemeinschaft Sant’Egidio, welche sich bis heute der Hilfe an die Armen und der Friedensarbeit verschrieben hat. Für sein langjähriges Engagement für den Frieden und den interreligiösen Dialog erhielt Andrea Riccardi 2001 den Preis Notre-Dame, 2004 den Preis Niwano und den Balzan-Preis und 2009 den Karlspreis. Die Fakultät möchte mit der Verleihung des Ehrendoktortitels Andrea Riccardis Einsatz als engagierter Christ würdigen. Neben seiner akademischen Tätigkeit organisiert er alljährlich interreligiöse Friedenstreffen im Geiste des Treffens von Assisi (1986), setzt sich für den Dialog und den Aufbau von humanitärem und brüderlichem Handeln in gewaltsamen Konflikten ein und kämpft für die Rechte der Armen und Ausgeschlossenen. Andrea Riccardi nahm 2008 als einer von 37 Auditoren an der Bischofssynode über das Wort Gottes teil und wurde im Januar 2011 von Papst Benedikt XVI. in den Päpstlichen Gesundheitsrat berufen.

Karl-Heinz Ladeur
Die Rechtswissenschaftliche Fakultät verleiht den Ehrendoktortitel an Prof. Dr. Karl-Heinz Ladeur für seine herausragende Tätigkeit auf den Gebieten der Rechtstheorie, des globalen Verwaltungsrechts sowie des Medien- und Umweltrechts. Karl-Heinz Ladeur war von 1983 bis 1994 als Professor an der Universität Bremen tätig. 1994 erhielt er einen Ruf der Universität Hamburg und übernahm zusätzlich zwischen 1994 und 1996 noch eine Professur für Rechtstheorie am europäischen Hochschulinstitut in Florenz. Karl-Heinz Ladeur ist es gelungen, interdisziplinäre Bezüge zur Soziologie zu schaffen und die Rolle des Rechts in der Gesellschaft zu beleuchten. Er hat sich während seiner gesamten Laufbahn stets damit befasst, Lösungen für gesellschaftliche Probleme zu finden. Aktuell ist Karl-Heinz Ladeur an der Bremen International Graduate School of Social Sciences tätig.

Gebhard Kirchgässner
Prof. Gebhard Kirchgässner erhält die Ehrendoktorwürde der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Der Ökonom ist seit 1992 Ordinarius für Volkswirtschaftslehre und Ökonometrie sowie Direktor des Schweizerischen Instituts für Aussenwirtschaft und Angewandte Wirtschaftsforschung an der Universität St. Gallen. Zu seinen Hauptforschungsgebieten gehören die Neue Politische Ökonomie und die angewandte Ökonometrie; weiter befasst er sich mit Wirtschaftspolitik, Energie- und Umweltökonomik sowie den methodischen Grundlagen der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Professor Kirchgässner gehört zu den profiliertesten und erfolgreichsten in der Schweiz tätigen Wirtschaftswissenschafter, was sich in seiner umfassenden Publikationstätigkeit spiegelt. Zu seinen wichtigsten Werken zählen Homo Oeconomicus (1991, 2. Auflage 2000) und Demokratische Wirtschaftspolitik: Theorie und Anwendung (1994, zusammen mit Bruno Frey). Gebhard Kirchgässner ist Research Fellow des CREMA Center for Research in Economics, Management and the Arts und amtierender Präsident bei der Schweizerischen Gesellschaft für Volkswirtschaftslehre und Statistik (SGVS).

Massimo Rocchi

Dem Kabarettisten Massimo Rocchi wird von der Philosophischen Fakultät die Ehrendoktorwürde verliehen. Der gebürtige Italiener hat sein Handwerk im Unterricht bei Etienne Decroux sowie an der Ecole Internationale Marcel Marceau in Paris erlernt. 1986 trat Massimo Rocchi zum ersten Mal in der Schweiz mit seiner ersten eigenen Theaterproduktion „Spiagge Italiane“ auf. Seine Stücke widerspiegeln immer auch sein Leben: 1994, im Bühnenstück „äuä“ war Rocchi noch ganz der frisch in der Schweiz angekommene Italiener. Die Jahre danach begleiten den Mann der Bühne und selbsternannten „Svitaliano“ auf seiner Entwicklung zum italienisch-schweizerischen Doppelbürger. Sein ausgeprägter Sinn für Humor, sein Feingefühl für die Mentalitäten eines Landes und seine eigene Geschichte machen Massimo Rocchi zu einem würdigen Vertreter der für die Philosophische Fakultät der Universität Freiburg zentralen Werte der Interdisziplinarität, der Mehrsprachigkeit und des humanistischen Denkens.

Martin Gutzwiller
Die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät verleiht die Ehrendoktorwürde an Martin Gutzwiller. Der theoretische Physiker hat sich in der Forschung einen hervorragenden Namen gemacht. Dies vor allem in den Bereichen der korrelierten Elektronensystemen und des Quantenchaos. Martin Gutzwillers Verbindung zu Freiburg geht weit zurück: In den Vierzigerjahren hat er seine beiden letzten Gymnasialjahre am Kollegium Sankt Michael verbracht, anschliessend war er während eines Jahres an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät eingeschrieben. Im Laufe seiner Karriere forschte Martin Gutzwiller lange Jahre für IBM Yorktown Heights und war gleichzeitig als Professor für Metallurgie an der Columbia University tätig. 1993 wechselte er als Physikprofessor zur Yale University. Seine Forschung wurde durch mehrere Preise ausgezeichnet, darunter der Dannie-Heinemann Preis für mathematische Physik des American Institute of Physics (1993) und die Max-Planck-Medaille für seine Arbeiten in der Festkörpertheorie (1995). Martin Gutzwiller ist ausserdem Ehrendoktor an den Universitäten Lausanne (1995) und Freiburg i. Br. (2000). 

Wissenschaftliche Preise

Liechtenstein-Preis
Der Fürst Franz-Josef II von Liechtenstein-Preis 2011 geht zu gleichen Teilen an zwei Preisträger: Dr. Uwe Wolff wird ausgezeichnet für sein Werk «Nimm dein Verhängnis an! Literarisches Schreiben als Antwort auf die Geschichte: Der Schriftsteller Edzard Schaper (1908-1984) – eine wissenschaftliche Biographie und kritische Werkmonographie.» Dr. Ariane Westphal erhält den Preis für ihr Werk «Ethikbasierte Unternehmensführung und ihre Wirkung auf das Organisationale Commitment der Mitarbeiter». Der mit 10'000 Franken dotierte Preis wurde von Fürst Franz-Josef II im Jahre 1983 gestiftet. Er wird alle zwei Jahre von der Universität Freiburg verliehen und zeichnet mit Vorrang herausragende wissenschaftliche Arbeiten aus, die sich mit dem christlichen Welt- und Menschenbild befassen.

Chorafas-Preis
Für seine herausragende Doktorarbeit mit dem Titel «Exploiting Self-Organization fort the Autonomic Management of Distributed Systems» erhält der Informatik-Wissenschaftler Amos Brocco den Preis der Chorafas Stiftung. In seiner Studie hat der Computerwissenschaftler Algorithmen erarbeitet, die in Verteilten Systemen – also bei ganzen Verbunden von Prozessoren und Computern – zum Einsatz kommen. Insbesondere fokussiert die Dissertation auf die Implementierung dieser Algorithmen dank selbstorganisierter, adaptiver und sogenannt bio-inspirierter Techniken. In seiner Forschungsarbeit vermag der Preisträger zu zeigen, dass die vermehrte Selbstorganisation die Leistung, Zuverlässigkeit und Robustheit von Verteilten Systemen entscheidend verbessern kann. Der Preisträger ist heute als Postdoktorand am Institute of Technology in Karlsruhe tätig. Die Dimitris N. Chorafas Stiftung vergibt jedes Jahr ca. 30 mit je USD 4000 dotierte Preise an junge Forschende aus der ganzen Welt, die sich mit herausragenden Arbeiten im Bereich der Naturwissenschaften hervorgetan haben.
Vigener-Preise

Mit den 1908 gestifteten Joseph Vigener-Preisen, die mit 2'000 Franken dotiert sind, werden jährlich herausragende Diplom-, Master- oder Doktorarbeiten ausgezeichnet. Am Dies academicus 2011 verleihen drei Fakultäten Vigener-Preise:

  • Die Vigener-Preise der Rechtswissenschaftlichen Fakultät gehen an zwei Laureaten: Esmailzadeh Jourabchi Tannaz für ihre Doktorarbeit mit dem Titel «Mariage permanent et Mariage temporaire – Etude comparative du mariage en droit iranien et en droit suisse» und Stephan A. Metzger für seine Doktorarbeit mit dem Titel «Rechtliche Aspekte und Perspektiven der Telemedizin – Unter besonderer Betrachtung des Vertragsrechts».
  • Die Vigener-Preise der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät geht ex aequo an: Malgorzata Wasmer für ihre Doktorarbeit mit dem Titel «Ageing, productivity and earnings: econometric and behavioural evidence» und Simon Schnyder für seine Doktorarbeit mit dem Titel «Essays on Political Agency: Term Limits, Yardstick Competition and Political Budget Cycles“.
  • Die Vigener-Preise der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät gehen zu gleichen Teilen an: Gaël Monney für seine Masterarbeit in Physik mit dem Titel «Aperçu des méthodes théoriques et expérimentales d’analyse des propriétés des solides par photoémission» und Michael Nussbaum für seine Masterarbeit in Chemie mit dem Titel «Novel Homobimetallic Multistate Switches Based on N-Heterocyclic Carbene Ruthenium Complexes“.

Jean-Louis Leuba-Preis
Die Theologische Fakultät verleiht den Jean-Louis Leuba-Preis an: Regula Zwahlen für ihre Doktorarbeit mit dem Titel «Das revolutionäre Ebenbild Gottes. Anthropologien der Menschenwürde bei Nikolaj A. Berdjaev und Sergej N. Bulgakov». Der vom 2005 verstorbenen Pastor Jean-Louis Leuba ins Leben gerufene Preis zeichnet theologische Arbeiten im Bereich der Ökumene aus.

Informationen: Eine vollständige Pressemappe mit den Laudatio und den Biographien der Laureaten wird anlässlich des Festaktes zur Verfügung gestellt.

Interviews:
Die Rednerinnen und Redner sowie die Teilnehmenden des Dies academicus stehen den Medien direkt nach der Veranstaltung für kurze Gespräche zur Verfügung.

Fotos: Die Bilder der Veranstaltung können am 15. November ab 17 Uhr unter http://www.unifr.ch/spc/alb/thumbnails.php?album=51 heruntergeladen werden.
Wir bitten Sie, das Copyright Charly Rappo zu berücksichtigen.