16.11.2007

Kolloquium zum 100. Geburtstag von Peter Thullen


Das Mathematikdepartement der Universität Freiburg veranstaltet am Dienstag, dem 20. November, ein Kolloquium zum Gedenken an Peter Thullen, der vor hundert Jahren geboren wurde.

Wer war Peter Thullen, der von 1971 bis 1977 als Ordinarius am Mathematischen Institut der Universität Freiburg lehrte? 1907 in Trier geboren, studierte Peter Thullen in Münster in Westfalen Mathematik und schloss im Dezember 1930 mit dem Doktorat ab. Mit einem Forschungsstipendium ging der brillante junge Mathematiker 1933 nach Rom, wo er sich zunächst weiter mit seinem bisherigen Arbeitsgebiet, der Funktionentheorie mehrerer Variablen, beschäftigte und auch Vorlesungen hielt. Wer die Mathematik in „reine“ und „angewandte“ Mathematik einteilt, wird dieses Gebiet zur reinen Mathematik rechnen. Als dann die Nazis an die Macht kamen, beschloss Thullen, der in der katholischen Jugendbewegung sehr aktiv war, nicht nach Deutschland zurückzukehren. 1935 erhielt er eine Professur in Ecuador. Dort wechselte er von der reinen zur angewandten Mathematik und wurde später Direktor der Versicherungsmathematischen Abteilung des Instituto Nacional de Previsión, des Dachorgans der ecuadorianischen Sozialversicherung. Bald wurde er zum Experten auf diesem Gebiet, und mehrere lateinamerikanische Länder verdanken ihm die Einrichtung fortschrittlicher Sozialversicherungen. Ab 1951 arbeitete Thullen als Experte für das Internationale Arbeitsamt in Genf, dessen Chefmathematiker er 1956 wurde. 1965 übernahm er die Leitung der Abteilung für Soziale Sicherheit. Als er 1967 in den Ruhestand trat, war dies ein sehr aktiver Ruhestand: Als Experte wirkt er mit bei Reformen der staatlichen Versicherungssysteme in Zypern, Luxemburg und anderen Ländern, und er hielt als Titularprofessor für Mathematik und Versicherungswesen Vorlesungen an der ETH Zürich. 1971 kam Thullen nach Freiburg, um hier seine mathematischen Kenntnisse sowohl in der reinen als auch in der (wirklich) angewandten Mathematik an die Studenten weiterzugeben, die seine engagierten Vorlesungen sehr schätzten und recht zahlreich 1987 zur Feier seines 80. Geburtstages nach Freiburg kamen. 1996 starb Peter Thullen in Lonay am Genfersee.

Am Festkolloquium kommen beide Arbeitsgebiete Peter Thullens zur Sprache: Burchard Kaup, emeritierter Professor der Universität Freiburg, wird um 16Uhr15 über Thullens Beiträge zur komplexen Analysis sprechen. Wenn dieses Thema in erster Linie die Mathematiker interessiert, ist der Vortrag von Alvaro Castro Gutiérrez, Mitarbeiter der Abteilung für Soziale Sicherheit am Internationalen Arbeitsamt in Genf, von allgemeinem Interesse und grosser Aktualität: Actuarial Science, Theory and Applications.

Zeit und Ort: Dienstag, den 20. November, um 17Uhr20 im Hörsaal G120, Pérolles II.
Details: unter www.unifr.ch/math/colloquium