Klinische Psychologie und Psychotherapie26.10.2017

Online-Behandlung für Binge-Eating


Forscherinnen der Universität Freiburg haben mit einem Selbsthilfeprogramm zur Behandlung der Binge-Eating-Störung (BES) vielversprechende Ergebnisse erzielt. Nun soll dieses in eine Online-Behandlung übertragen werden. Dank dieser Therapieform könnten in Zukunft auch Personen therapiert werden, die sich sonst nicht in Behandlung begeben würden.

Forscherinnen der Universität Freiburg entwickeln zurzeit eine Online-Behandlung für Menschen, die unter regelmässigen und unkontrollierten Essanfällen leiden, der sogenannten Binge-Eating-Störung (BES). Bisherige Behandlungen zeigen gute Resultate, aber rund die Hälfte der Betroffenen wagt sich nie in eine Behandlung. Dank der Online-Behandlung, die auf einem Selbsthilfebuch basiert, könnten diese Leute künftig sehr viel besser erreicht werden.

In ihrer Untersuchung therapierten Prof. Simone Munsch und Dr. Andrea Wyssen von der Universität Freiburg erstmals 22 Patientinnen und Patienten mit einem Selbsthilfeprogramm mit E-Mail basierter Begleitung. Und das mit Erfolg: Die Zahl der Essanfälle reduzierte sich innerhalb von zwei Monaten durchschnittlich von 5.7 auf 2.2 pro Woche. Und die Patienten assen statt an 1.9 neu an 5.7 Tagen in der Woche regelmässig und ausgewogen. Als besonders positiv bezeichneten die Patienten die leichte Zugänglichkeit der Therapie sowie die Möglichkeit, Zeit, Ort und Tempo selbst bestimmen zu können, gleichzeitig jedoch mit einer Fachperson in Kontakt zu stehen. Krankenkassen dürften sich überdies für die kurze Therapiedauer und somit eine Steigerung der Kosteneffizienz interessieren.

Online, aber immer in Verbindung
Nun wird diese Behandlungsform vom Buch- in ein Online-Format übertragen. Die Behandlung beginnt mit einem persönlichen Gespräch mit einer Therapeutin. Anschliessend werden die Patienten von einem fiktiven ehemaligen BES-Patienten durch die Anweisungen, Information und interaktiven Übungen des Online-Programms geführt. Die Therapeutin überwachte die Fortschritte aus der Distanz und gibt einmal wöchentlich ein schriftliches Feedback.

Binge-Eating tritt gewöhnlich im Alter von 20 bis 30 Jahren erstmals auf, betrifft etwa 3-5% der Bevölkerung, davon etwas mehr Frauen als Männer und steht oft im Zusammenhang mit Übergewicht. Viele Betroffene leiden zusätzlich an einer Depression oder Angststörung. Nach den positiven Ergebnissen der ersten Untersuchung wird die Arbeit mit der Online-Behanldung nun vertieft. Für nächste Studien werden bereits weitere Probanden gesucht.