Medienforschung18.10.2016

Eidgenössische Wahlen: Unterrepräsentation von Kandidatinnen in den Medien


Eine Studie zur Medienberichterstattung über die eidgenössischen Wahlen vor einem Jahr zeigt: Kandidatinnen waren in den Medien in allen Sprachregionen deutlich unterrepräsentiert. Diejenigen Kandidatinnen und Kandidaten, die es aber in die Medien schafften, wurden weitgehend gleich präsentiert.

Wie werden Kandidatinnen und Kandidaten für den National- und Ständerat in den Medien dargestellt? Um diese Frage zu beantworten untersuchten Forscherinnen und Forscher der Universität Freiburg in den vier Wochen vor den eidgenössischen Wahlen 2015 Medien aus allen Sprachregionen. Dabei wurden die Tageszeitungen NZZ, Tages-Anzeiger, Le Temps, 24 heures und Corriere del Ticino genauso berücksichtigt wie von jungen Bürgerinnen und Bürgern überdurchschnittlich genutzte Pendlerzeitungen und Onlinemedien (20 Minuten Print und Online in allen Sprachregionen, Blick am Abend Print und Online, watson.ch). Ebenfalls einbezogen wurden Textbeiträge und die darin verlinkten Audio- und Videobeiträge im Onlineangebot der SRG SSR (srf.ch, rts.ch, rsi.ch). Ausserdem wurden die in den Textbeiträgen enthaltenen Bilder von Kandidierenden untersucht.

Der Hauptbefund der Analyse lautet: Kandidatinnen in allen Sprachregionen sind in Textbeiträgen (Print und Online), Audio- und Videobeiträgen sowie auf Bildern im Vergleich zu den Wahllisten unterrepräsentiert. Bei den Kandidierenden, die in den Medien vorkommen, finden sich jedoch fast keine geschlechtsspezifischen Darstellungsmuster. Von Ausnahmen abgesehen findet weder eine Thematisierung von Äusserlichkeiten und privaten Lebensumständen statt, noch wurden bestimmte Themenkompetenzen überwiegend Frauen oder Männern zugeschrieben.

Von der Unterrepräsentation abgesehen werden Kandidatinnen und Kandidaten in der Vorwahlberichterstattung also überwiegend gleich behandelt. Die Vorwahlberichterstattung unterscheidet sich damit positiv von der generellen Darstellung von Frauen und Männern in Medien.

Die Studie „Gender und Medien im Vorfeld der eidgenössischen Wahlen 2015“ wurde am Departement für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung DCM der Universität Freiburg/Fribourg von Stephanie Fiechtner, MA, Prof. Dr. Manuel Puppis und Prof. Dr. Philomen Schönhagen durchgeführt und gemeinsam von der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen EKF, dem Bundesamt für Kommunikation BAKOM und der SRG SSR finanziert.