SZIG25.04.2016

Weiterbildung als Schlüssel zur Integration


Wie gross ist das islambezogene Weiterbildungsangebot in der Schweiz? Im Rahmen einer eben abgeschlossenen Studie führte das Schweizerische Zentrum für Islam und Gesellschaft (SZIG) der Universität Freiburg eine Erhebung jener Weiterbildungen durch, die sich auch an Muslime richten oder von Muslimen angeboten werden. Fazit: Der Bereich birgt Potential für alle Beteiligten und stösst auf grosses Interesse.

Zu den Aufgaben des Schweizerischen Zentrums für Islam und Gesellschaft (SZIG) zählt das Anbieten und Erarbeiten von islambezogenen Weiterbildungen. Als Grundlage dafür hat das SZIG im Laufe des vergangenen Jahres eine Erhebung bereits bestehender Weiterbildungen gemacht und gleichzeitig den darüber hinausgehenden Bedarf ermittelt. Dies einerseits auf der Seite von Fachpersonen aus den Bereichen Verwaltung, Bildung, Soziales und Integration und andererseits bei Funktionsträgern islamischer Organisationen wie Vorständen, Lehrkräften, Jugendleitern oder auch Imamen. Dabei wurde deutlich, dass die bereits existierenden Angebote an Weiterbildung muslimische Zielgruppen kaum erreichen. Dies vor allem wegen zeitlichen oder finanziellen Hindernissen oder weil die angebotenen Themen nicht dem Bedarf der Zielgruppen entsprechen.

Voneinander lernen

Zu einem erfreulichen Ergebnis kam das SZIG bezüglich der Erwartungen sowohl von Seiten der staatlichen Akteure wie auch von den Muslimen selbst: Beide wünschen sich eine Professionalisierung und bessere Einbindung der islamischen Vereine, die ihrerseits über eine breite Palette an Tätigkeitsfeldern verfügen – von religiösen und sozialen Aktivitäten bis hin zu eigenen Weiterbildungsangeboten. Entsprechend spielen sie eine wichtige Rolle als bindendes Glied und Ansprechpartner zwischen der Gesellschaft, dem Staat und den muslimischen Zielgruppen und standen im Fokus der Bedarfsanalyse des SZIG. Ein Ziel ist es, Weiterbildungen auch mit den Aktivitäten muslimischer Organisationen zu verknüpfen, so etwa in der Jugendarbeit oder auch in der Seelsorge in Spitälern oder Gefängnissen. Islambezogene Weiterbildung soll nicht zuletzt eine Spaltung zwischen Muslimen, Politik und Gesellschaft verhindern und das gegenseitige Verständnis fördern.

In einem weiteren Schritt wird das SZIG nun basierend auf den vorliegenden Ergebnissen ein konkretes Weiterbildungsangebot aufbauen. Dieses richtet sich sowohl an Fachpersonen aus unterschiedlichen Bereichen, die ihre Kenntnisse zu Islam und Muslimen erweitern möchten, wie auch an Muslime selber. Bereits im Mai findet am Institut für Weiterbildung der Universität Freiburg ein erster Kurs statt; er ist dem Thema „Comprendre la radicalisation pour la prévenir“ gewidmet. In einem vom Bund unterstützten Folgeprojekt will das SZIG in Zusammenarbeit mit kantonalen und nationalen muslimischen Organisationen ausserdem rund 25 Workshops erarbeiten, die den Bedürfnissen muslimischer Zielgruppen Rechnung tragen. Die im Vordergrund stehenden Themen sind Extremismusprävention, Kommunikation, Geschlechterfragen, Religionsrecht oder auch Pädagogik.

Finanziell unterstützt wurden die Bedarfsanalyse wie auch das Folgeprojekt vom Staatssekretariat für Migration und von der Eidgenössischen Fachstelle für Rassismusbekämpfung.

Das Schweizerische Zentrum für Islam und Gesellschaft hat am 1. Januar 2015 seine Arbeit aufgenommen. Im kommenden Juni markiert das SZIG mit einer Eröffnungsfeier den Abschluss der erfolgreichen Aufbauphase.

Links

  • Webseite des SZIG
  • Schlussbericht des Projekts „Bestandesaufnahme und Bedarfsanalyse islambezogener Weiterbildung in der Schweiz
  • Interview mit Hansjörg Schmid in Alma&Georges