20.10.2015

Schon Krippenkinder sollen mitbestimmen


Welches Lied singen wir im Morgenkreis? Wollen wir basteln oder spielen? Das Einbeziehen von Kindern in Entscheidungen zur Tagesgestaltung in Kindertagesstätten ist nicht einfach – und längst nicht selbstverständlich. Zur Förderung dieser frühen Form von Partizipation startet das Universitäre Zentrum für Frühkindliche Bildung Fribourg (ZeFF) das Forschungsprojekt PINKS.


Photo: Thinkstock

Wie können kleine Kinder mitbestimmen? Besonders in Kindertagesstätten ist diese Frage mit grossen Herausforderungen verbunden. Denn je jünger Kinder sind, desto schwieriger scheint es, sie an Entscheidungen zu beteiligen, die sie oder gar die Gemeinschaft der Gruppe betreffen. Dabei sind gerade Beteiligungsmöglichkeiten auch im frühen Kindesalter aktuell aus mehreren Gründen stark im Fokus der pädagogischen und bildungspolitischen Aufmerksamkeit: So gilt Partizipation als eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiche Lern- und Bildungsprozesse wie auch für das Wohlbefinden von Kindern. Sie leistet einen Beitrag zur sozialen Integration und Chancengleichheit sowie zur Vermittlung der Normen und Werte einer demokratischen Gesellschaft. Darüber hinaus zählt die Forderung, allen Kindern eine Stimme zu geben, zu den zentralen Maximen der UN-Kinderrechtskonvention.

Im Rahmen des dreijährigen Vorhabens „Partizipation in der frühesten Kindheit. Ein ethnographiebasiertes Praxisprojekt zur Akteurschaft von Kindern in schweizerischen Kindertageseinrichtungen (PINKS)“ setzt sich das Universitäre Zentrum für Frühkindliche Bildung Fribourg (ZeFF) ab diesem Herbst intensiv mit der Frage auseinander, wie für Kinder im Alltag von Kindertagesstätten Beteiligungsmöglichkeiten geschaffen werden können. Im Vordergrund steht das Ziel, Kindern in Institutionen der Tagesbetreuung, unabhängig von Alter, Geschlecht und Herkunft, umfassende Teilhabechancen zu ermöglichen.

Forschung in der Kita

Das Projekt untersucht in insgesamt acht Kindertageseinrichtungen (Kitas) mittels teilnehmender Beobachtung, inwieweit Kinder dort die Möglichkeit haben, das Geschehen durch eigene Entscheidungen und Handlungen zu beeinflussen. Im Fokus der Untersuchung steht die gesamte Vielfalt des Alltags in der Tagesbetreuung, von Hol- und Bringsituationen über den Morgenkreis und die Mahlzeiten bis hin zum freien Spiel. Ziel der Untersuchung ist es, in den Einrichtungen bereits bewährte und innovative „Best Practices“ in der Gestaltung eines partizipativen Bildungs- und Betreuungsalltags zu ermitteln.

Die gewonnenen „Best Practices“ werden für die Praxis aufbereitet und in einem Leitfaden gebündelt. Er soll interessierte pädagogische Fachpersonen und Einrichtungen bei der Umsetzung frühkindlicher Partizipationsprozesse unterstützen. Darüber hinaus wird eine Fortbildung entwickelt, die im Umgang mit dem Praxisleitfaden schult und Einrichtungen bei der Ausgestaltung eines partizipativen Betreuungsalltags begleitet.


Das Projekt PINKS wird von der Stiftung Mercator Schweiz gefördert (www.stiftung-mercator.ch) und hat eine Laufzeit von drei Jahren (September 2015 bis August 2018).

Kontakt:

Prof. Dr. Sascha Neumann, Leiter des Universitären Zentrums für Frühkindliche Bildung Fribourg (ZeFF), Departement Erziehungswissenschaften, Universität Freiburg, +41(0)26 300 75 57, sascha.neumann@unifr.ch, www.unifr.ch/pedg/zeff