Makarius, ps./ Symeon von Mesopotamien (4. Jhd.) - Fünfzig geistliche Homilien 19. Homilie.
1. [S. 180] Die Christen, die vorwärts kommen und wachsen wollen, müssen sich zu allem Guten Gewalt antun, damit sie von der Sünde, die in ihnen wohnt, befreit und mit dem Heiligen Geiste erfüllt werden. Wer dem Herrn sich nahen, des ewigen Lebens gewürdigt, eine Wohnung Christi und mit dem Heiligen Geiste erfüllt werden will, auf daß er die Früchte des Geistes bringen und die Gebote Christi rein und untadelig erfüllen kann, dessen erstes Geschäft muß sein, fest an den Herrn zu glauben, sich ganz den Lehren seiner Gebote hinzugeben und in jeder Hinsicht von der Welt Abschied zu nehmen, damit all seine Gedanken sich nicht mit einem Ding der Erscheinungswelt beschäftigen. Er muß stets „im Gebete verharren“1, in zuversichtlichem Glauben an den Herrn seinen Besuch und seine Hilfe immerdar erwarten und darauf fortwährend das Augenmerk seines Geistes richten. Weiterhin muß er sich zu jedem guten Werke und zu allen Geboten des Herrn infolge der Sünde, die mit ihm beisammen ist, zwingen. So z. B. soll er sich Gewalt antun, um sich zu verdemütigen vor jedermann und sich selbst für geringer und schlechter zu halten, indem er nicht Ehre, Lob oder Ruhm von einem Menschen erstrebt, wie im Evangelium geschrieben steht2, sondern einzig und allein stets den Herrn und seine Gebote vor Augen hat und nur ihm gefallen will in der Sanftmut des Herzens, wie der Herr sagt: „Lernet von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen“3. 1: Apg. 1, 14; 6, 4; Röm. 12, 12; Kol. 4, 2. 2: Vgl. Joh. 5, 41; 7, 18; 8, 50. 54. 3: Matth. 11, 29.
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