Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat 12. Buch
25. [24.] Den Engeln ist keinerlei Schöpfungstätigkeit zuzuschreiben. Indes in diesem unserm Werk haben wir es nicht mit Leuten zu tun, die nicht glauben, daß der göttliche Geist Derartiges wirke oder sich darum kümmere. Die dagegen, die mit Plato glauben, sämtliche sterbliche Lebewesen und an erster Stelle unter ihnen als das vorzüglichste, den Göttern selbst verwandt, der Mensch, seien nicht von jenem höchsten Gott erschaffen, der die Welt gebildet hat, sondern mit seiner Zulassung oder auf sein Geheiß von anderen geringeren, die allerdings er erschaffen hat, die mögen zunächst einmal den Aberglauben von sich tun, der sie nach einer Rechtfertigung suchen läßt für den Opferdienst, den sie ihren vermeintlichen Schöpfern weihen1 , dann wird von selbst auch jene irrige Meinung dahinfallen. Heilige Pflicht ist es, Gott allein als den Schöpfer jeglicher, auch der kleinsten vergänglichen Natur in Glaube und Bekenntnis festzuhalten, auch ehe man ihn mit der Vernunft als solchen zu erkennen vermag. Die Engel dagegen, für die sie die Bezeichnung Götter vorziehen2 , widmen zwar auf Geheiß oder durch Zulassung Gottes ihre Dienste den Dingen, welche in der Welt durch Zeugung entstehen, aber wir nennen sie nicht Schöpfer von Lebewesen, so wenig wie den Landmann Schöpfer der Feldfrüchte oder der Bäume.
1: Vgl. oben VIII 12 am Schluß; X 2 und 3. 2: Vgl. IX 23.
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